Fondsmanagerin: Pharmaaktien und die Nebenwirkungen der US-Politik
Der Pharmasektor gilt eigentlich als weitgehend immun bei globalen Turbulenzen. Doch das Gegenteil ist derzeit der Fall: Die Politik der US-Regierung belastet die Medikamentenhersteller in den USA und Europa. Rasche Besserung ist nicht in Sicht.
Seit der Wiederwahl von Donald Trump vor einigen Monaten leidet der Pharmasektor unter politischen Attacken und Eingriffen. Marie de Mestier, Leiterin des Large-Cap-Aktienmanagements bei Crédit Mutuel Asset Management, glaubt nicht an baldige Erholung.
Verordnete Preissenkungen drohen
Schlechte Nachrichten kamen gleich aus mehreren Richtungen: Mit Robert F. Kennedy Jr. ernannte Donald Trump einen Impfgegner zum Gesundheitsminister. Dann übernahm Vinay Prasad, der als Gegner der Pharmaindustrie gilt, eine leitende Funktion bei der US-Behörde für Lebensmittel und Medikamente (FDA). Und: Zusätzlich zu der bevorstehenden Erhebung von Zöllen auf pharmazeutische Produkte hat Präsident Trump kürzlich mögliche Preissenkungen von über 59 Prozent für Medikamente in den USA vorgeschlagen.
"Dieser traditionell als sicherer Hafen in Zeiten der Instabilität geltende Sektor befindet sich heute in Aufruhr und ist eindeutig politischen Risiken ausgesetzt", so de Mestier. Bislang waren pharmazeutische Erzeugnisse, insbesondere Arzneimittel, immer von Wirtschaftssanktionen und Protektionismus ausgenommen.
Auswirkungen auf die europäische Pharmaindustrie
Trumps Maßnahmen dürften sich nach Meinung der Portfoliomanagerin grenzübergreifend auswirken. Sie sagt: "Mögliche Änderungen bei der Preisgestaltung, den Regularien und den Lieferketten sowie ein verstärkter Wettbewerb werden europäische Unternehmen dazu zwingen, sich anzupassen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit trotz der US-Politik zu erhalten."
Tatsächlich erzielen europäische Pharmaunternehmen fast 50 Prozent ihres Umsatzes in den USA – doch nicht alle verkauften Medikamente werden vor Ort hergestellt. "Mit zunehmendem Protektionismus wird die Herausforderung darin bestehen, mehr vor Ort zu produzieren, weshalb viele Pharmaunternehmen bereits massive Investitionen in den USA angekündigt haben", so die Expertin. Dazu zählen etwa Roche, Sanofi und Novartis.
Profitabilität der Pharmakonzerne könnte leiden
Angesichts möglicher Preissenkungen sei das Ausmaß und die Zahl der betroffenen Arzneimittel noch ungewiss. De Mestier hält es jedoch für sehr wahrscheinlich, dass sich die Profitabilität der Pharmakonzerne bis 2028 verschlechtern könnte und dass die für den Sektor wichtigen Mittel für Forschung und Entwicklung gekürzt werden könnten. (jh)