Aktienkurse kleiner oder mittlerer Unternehmen sind oft die ersten, die bei einer Konjunkturschwäche leiden. Momentan aber rückt das Segment an den Börsen ins Blickfeld der Anleger. Small und Mid Caps steht ein Zyklus mit guten Wachstumsaussichten bevor, sagt Nick Sheridan, Portfoliomanager des Janus Henderson Horizon Global Smaller Companies Fund.  

Hilfreich sind zum einen die sinkenden Notenbankzinsen, die die Finanzierung günstiger machen. Small und Mid Caps profitieren in der Regel von Zinssenkungen laut Sheridan deutlich mehr als große Unternehmen. Historisch betrachtet habe etwa in den USA der Kurs von Aktien kleiner oder mittlerer Unternehmen im Jahr nach einer Absenkung im Durchschnitt um knapp 27 Prozent zugelegt, während es bei Large Caps knapp 16 Prozent waren. 

Infrastruktur und Rüstung
Für eine gute Auftragslage bei Small und Mid Caps werden außerdem die steigenden Infrastruktur- und Rüstungsausgaben sorgen, wie Sheridan sagt. Besonders trifft das auf europäische Unternehmen zu, die unter einer hartnäckigen Rezession leiden. "Autobauer oder Technikunternehmen in Ländern wie Deutschland oder Italien dürften ihre Produktion in Richtung Verteidigungskomponenten anpassen können", so Sheridan. Generell sollten kleinere Unternehmen – vor allem Industrie- und Werkstoffunternehmen – von der Rückholung der Lieferketten in näherliegende Regionen profitieren.

Die EU hat soeben einen Rüstungsplan präsentiert, wonach in den kommenden Jahren 800 Milliarden Euro bereitgestellt werden sollen. Gleichzeitig will Deutschland massiv investieren – bis zu einer halben Billion Euro innerhalb von zwölf Jahren in die Infrastruktur und ohne Obergrenze in die Verteidigung. Großbritannien hat ebenfalls eine Erhöhung der Militärausgaben von 2,3 auf 2,5 Prozent des BIPs angekündigt. Die Rüstungswelle folgt der Erkenntnis, dass sich Europa militärisch nicht mehr auf die Allianz mit den USA verlassen kann.

Kapitalverteilung macht den Unterschied
Ob ein Unternehmen die verbesserten Finanzierungsbedingungen und die potenziell neuen Chancen aus Infrastruktur und Rüstung nutzen kann, wird vom Einzelfall abhängen. Sheridan und sein Team sehen momentan hohe langfristige Ertragschancen, die der Markt noch nicht erkannt hat. Beim Stockpicking sei es wichtig, auf die Investitionsflüsse der Unternehmen zu achten. "Die Kapitalverteilung ist entscheidend. Wir verwenden viel Zeit für diese Analyse", sagt Sheridan. Idealerweise möchte man Unternehmen, die in neue Felder investieren, bei denen die Instandhaltungsinvestitionen geringer sind, so der Portfoliomanager. Beispiel: Bei Wachstumsinvestitionen in eine neue Division mit 30 Prozent Kapitalrendite, die nur 20 Prozent Erhaltungsausgaben hat, könne sich der Gewinn innerhalb von zwei Jahrzehnten rund verzwanzigfachen. (eml)