Fondsmanager gibt Sturmwarnung für den Börsenherbst aus
Der September gilt traditionell als schwieriger Börsenmonat. Thomas Böckelmann von Dolphinvest Capital glaubt aber, dass nicht nur der September, sondern der ganze Herbst stürmisch werden dürfte. Darauf stellt er auch sein Portfolio ein.
Trotz Zollchaos und geopolitischer Unsicherheiten zeigen sich die Aktienmärkte derzeit vergleichsweise unbeeindruckt. Bei Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager bei Dolphinvest Capital, weckt das Erinnerungen an die Dotcom-Blase im Jahr 2000. Er rechnet mit volatilen Märkten und setzt derzeit stark auf Infrastruktur, Rohstoffe und Gold.
Erinnerungen an Dotcom-Blase
"Viele kaufen jetzt und denken vielleicht später", so Böckelmann. Die schnelle Erholung nach dem "Liberation Day" basiert seiner Einschätzung nach auf der Annahme, am Ende werde es nicht so schlimm kommen, die Wirtschaft sei stabil und künstliche Intelligenz (KI) oder die US-Notenbank mit Zinssenkungen werden alles retten.
"Umgeben von geopolitischem Chaos preisen die Aktienmärkte die Perfektion der Zukunft ein", so Böckelmann. Der Anteil von "Hoffnungen und Träumen" an den Aktienbewertungen liege bei mehr als 50 Prozent. Weniger als die Hälfte lässt sich seiner Meinung nach durch bilanzielle Buchwerte und die diskontierten erwarteten Unternehmensgewinne der kommenden drei Jahre erklären.
Risikoreiche Euphorie
Die Phantasie der Anleger werde weiterhin durch die Erwartung extrem steigender Produktivität und damit Profitabilität der Unternehmen mittels KI beflügelt. Hilfreich ist ein Blick auf die Anleihenmärkte, die sich im Gegensatz zu den Aktienmärkten deutlich vorsichtiger verhalten, so Böckelmann. Die steilere Zinsstrukturkurve sei Ausdruck gewisser Sorgen um die Tragfähigkeit der Staatsschulden und gelte mittlerweile für nahezu alle Länder.
"Neben den USA kämpfen auch andere Länder mit maßloser Staatsverschuldung", so der Portfoliomanager. Auch in der EU, in den Niederlanden und vor allem in Frankreich, erkennt der Experte zunehmend Staatskrisen. Frankreich müsse mittlerweile höhere Zinsen als Griechenland zahlen, das sich dank marktwirtschaftlicher Reformen in den vergangenen zehn Jahren zum Musterschüler entwickelt habe. "Deutschlands Regierung droht ein heißer Herbst – die ersten 100 Tage der neuen Regierung haben die Wirtschaft enttäuscht", mahnt Böckelmann zudem.
Ausblick für Anleger
Für den Herbst rechnet Böckelmann insgesamt mit höherer Volatilität an den Börsen. "Die hohen Bewertungen und Rekordstände der großen Aktienindizes bergen erhebliche Risiken", sagt er. Große langfristige Chancen sieht er bei selektiven Anlagethemen wie Infrastruktur. "Gleichzeitig halten wir an realen Werten wie Gold und Rohstoffen fest", betont der Portfoliomanager. (jh)















