Für Ada Chan vom britischen Asset Manager JO Hambro Capital Management sind Brasilien, Mexiko und Indonesien besonders interessante Länder für neue Anlagemöglichkeiten. "Wir haben eine Phase hinter uns, in der China der Exportriese der Welt war, aber seit der Pandemie haben wir Lieferketten mit schwierigen politischen Bedingungen", sagt die Fondsmanagerin. Das komme Ländern wie Mexiko und Brasilien zugute, da viele Unternehmen ihre Produktion näher an die USA verlagern wollen. In Asien sei vor allem Indonesien ein Nutznießer von Reshoring-Entwicklungen. Aber auch Länder in Osteuropa könnten davon profitieren.

Fondsmanager Samir Metha nennt zudem Indien als möglichen Gewinner. Vor allem die Chemie- und Arzneimittelindustrie sowie die Herstellung von Handys könne in Indien boomen. Mit Taiwan sehen die Experten ein weiteres asiatisches Land als neuen Favoriten unter den Schwellenländern. Wegen der großen Chip-Hersteller sei das Land führend im Technologiebereich, so Chan. Andere Schwellenländer profitierten auch von geopolitischen Verschiebungen. Etwa Saudi-Arabien als Öllieferant anstelle von Russland, und Brasilien exportiere deutlich mehr Lebensmittel, so Fondsmanager Ivo Kovachev. Auch Griechenland sei 2022 viel wichtiger geworden.

Kleine Unternehmen, großes Potenzial
In den Schwellenländern böten auch Nebenwerte gute Investitionsmöglichkeiten. "In den aktuellen Krisen werden die Unternehmensführungen von kleinen Unternehmen immer findiger, weil sie diese Zeit unbedingt überstehen wollen", sagt Metha. Kovachev sieht noch einen weiteren Vorteil bei Nebenwerten: Sie seien oft einfacher zu verstehen, weil sie meistens nur ein Produkt oder eine Dienstleistung anbieten würden. Man könne sich also schnell eine Meinung bilden und die Hauptdynamiken verstehen.

Wie es dieses Jahr mit den Schwellenländern weitergehe, hänge indes auch vom US-Dollar ab, so Chan. "Wenn wir eine Periode eines schwachen US-Dollars erleben, dann werden die Schwellenländer hoffentlich mittelfristig positivere Aussichten haben, und das könnte für viele Investoren interessant sein." (fp)