Fondsanbieter warnt vor Überflieger-Aktien
Meme-Stocks, also Aktien, die in sozialen Netzwerken viral gehen, waren bei Privatanlegern auch 2022 zeitweise sehr beliebt. Doch Untersuchungen zeigten, dass die spekulativen Investments meist mit Enttäuschungen enden, sagt Courtney Lee, Analystin bei Dimensional Fund Advisors.
Das wäre es doch: Frühzeitig die absolute Überflieger-Aktie finden, dann im richtigen Moment aussteigen und damit viel Geld verdienen. Die Erfüllung des Traums so mancher Anleger versprechen sogenannte Meme-Stocks, also Aktien, die in sozialen Netzwerken angepriesen werden und in der Folge rasante Kurssprünge nach oben vollziehen. Der Asset Manager Dimensional Fund Advisors rät von spekulativen Aktieninvestments dieser Art jedoch dringend ab. Diese führten nur allzu oft zu Enttäuschungen.
Die Papiere von AMC Entertainment, Varta, Eastman Kodak, Workhouse oder Gamestop zählen wohl zu den bekanntesten Meme-Aktien. Titel dieser Art gab es zuletzt reichlich. "Und vor allem machen dabei, offenbar in der Hoffnung auf schnellen Reichtum, immer mehr Privatanleger mit", erklärt Courtney Lee, Anlagestrategin bei Dimensional Fund Advisors.
Gestiegenes Interesse
Während der Lockdowns habe das Interesse von Anlegern an Aktieninvestments zugenommen. In Deutschland sei die Zahl der neu eröffneten Konten bei Onlinebanken stark gestiegen, so Lee. Auch außerhalb der bundesdeutschen Grenzen sei eine deutlich steigende Nachfrage nach Aktien zu beobachten, wie sich am Beispiel der bei der mobilen Handelsplattform Robinhood eröffneten Konten eindrucksvoll zeige.
Dabei stellt sich allerdings die Frage: Wie stehen die Chancen, mit einer einzelnen Aktie reich zu werden, wirklich? "Zunächst muss der Anleger die richtige Aktie wählen, und zwar bevor sie steigt", sagt Lee. Das ist alles andere als einfach. So hat Dimensional in einer Untersuchung festgestellt, dass von den rund 3.000 Titeln im Russell 3000 Index 47 Aktien in einem beliebigen Zwei-Wochen-Zeitraum zwischen März 2020 und Oktober 2022 um 200 Prozent oder mehr stiegen. Das sind weniger als zwei Prozent.
Riskantes Unterfangen
"Selbst wenn wir annehmen, dass ein Anleger besonders vorausschauend war oder Glück hatte und einen dieser 47 Titel zwei Wochen vor dem Anstieg kaufte, ist die Auswahl von Einzelaktien ein riskantes Unterfangen", erklärt Lee. "Denn etwa 35 Prozent dieser Titel entwickelten sich bis Oktober 2022 dann wieder schlechter als der Russell 3000 Index."
Und wer nach dem Kursplus von über 200 Prozent eingestiegen war, dem dürfte es noch schlechter ergangen sein. "Denn nur etwa ein Drittel der Aktien, die um 200 Prozent oder stärker in die Höhe schossen, schnitten anschließend bis Oktober 2022 besser ab als der Markt", so die Expertin. Auch viele weitere Untersuchungen zeigten immer wieder, dass nur relativ wenige Einzeltitel den Markt übertreffen.
Unkalkulierbar großes Risiko
All dies mache klar, dass die Jagd nach einzelnen Aktien in der Hoffnung, ein Meme-Stock-Phänomen rechtzeitig zu erwischen, zwar verlockend sein mag. "Aber die Daten zeigen mehr als deutlich, dass dies ein unkalkulierbar großes Risiko ist", sagt Lee. (am)