Flossbach von Storch ist in Österreich seit rund einem Monat mit einer personellen Präsenz vor Ort und möchte die Schlagzahl im Vertrieb erhöhen. Der Vermögensverwalter aus Köln verwaltet in Summe rund 70 Milliarden Euro, davon kommen etwa 2,5 Milliarden Euro aus Österreich. Diese Teilsumme setzt sich zusammen aus rund zwei Milliarden Euro im Publikumsfondsbereich und circa 500 Millionen Euro im Segment Vermögensverwaltung, welches das Wealth Management für Unternehmer und wohlhabende Privatpersonen sowie das institutionelle Geschäft umfasst. Zur Betreuung des Retail-Segments in Österreich wurde Roland Sinkovits verpflichtet. Eine Niederlassung in Österreich existiert aber noch nicht.

"Wir haben diesen Expansionsschritt nun gesetzt und sind nun auch in Österreich stärker vor Ort", sagte FvS-Mitgründer Kurt von Storch vor Journalisten in Wien. Vor dem Hintergrund des Rückzugs einiger Vermögensverwalter wie beispielsweise Vontobel aus dem lokalen Privatkundengeschäft erklärte von Storch: "Wir sehen hierzulande großes Potenzial, da sich einige Adressen in den vergangenen Monaten und Jahren aus Österreich zurückgezogen haben. Wir wollen als deutschsprachiger, unabhängiger, aktiv anlegender Vermögensverwalter in Österreich das Interesse wecken."

"An 'bumpy roads' gewöhnen"
"Investoren müssen sich an 'bumpy roads' gewöhnen", sagte von Storch. Die angeführten "rumpligen Straßen" stehen für stärker als in der Vergangenheit schwankende Börsenkurse, die Anleger vor neue Herausforderungen stellen. Einen Vorgeschmack darauf hat bereits das vergangene Anlagejahr 2022 gegeben, das sowohl auf der Anleihen- als auch auf der Aktienseite für Verluste sorgte und damit die Anleger-Euphorie des Jahres 2021 beendete.

Das hat unter anderem dafür gesorgt, dass zahlreiche Anleger einen Rückzug von der Börse erwägen, um weitere Verluste zu vermeiden. Für von Storch bedeutet dies, dass Anlageberater und Fondsgesellschaften noch stärker mit Anlegern kommunizieren müssen, um diese vom langfristigen Renditepotenzial der Finanzmärkte zu überzeugen. "Es werden mehr Kundengespräche notwendig sein", erklärte von Storch.

Viel Pessimismus eingepreist
Angesichts der Kursrückgänge des Jahres 2022 sei mittlerweile in vielen – aber nicht allen – Marktsegmenten ein Teil der Überbewertungen abgebaut worden und viel Pessimismus in den Kursen eingepreist. Falls die Zinsen jedoch stärker als bislang von den Marktteilnehmern erwartet steigen sollten, könnten viele Kurse nochmals unter Abgabedruck kommen.

Vor dem Hintergrund, dass viele, aber nicht alle Unternehmen über eine starke Preisfestsetzungsmacht verfügen und damit ihre Gewinnmargen halten können, sollten Anleger zukünftig nicht breit über ETFs in Indizes, sondern besser in aktiv gemanagte Fonds investieren, um trotz des wesentlich anspruchsvolleren Marktumfelds nennenswerte Renditen zu erzielen, empfahl von Storch. (aa)