Bert Flossbach gehört zu den bekanntesten Fondsmanagern. Der von ihm gelenkte "Multiple Opportunities" ist mit knapp 25 Milliarden Euro Volumen eines der "Dickschiffe" auf dem deutschen Fondsmarkt und seit langer Zeit einer der Bestseller im freien Vertrieb. Die Einschätzungen seines Hauses haben Gewicht. 

In einem Interview mit dem "Handelsblatt" hat sich der bekennende Fußball-Fan Bert Flossbach nun zu den aktuellen Entwicklungen an den Börsen, sein hohe Cashquote im Multiple Opportunities geäußert – und warum er lieber auf BMW und Mercedes setzt statt auf Volkswagen.

Auf und Ab an den Börsen
In Bezug auf die Entwicklung der Aktienkurse ist Flossbach skeptisch, auch wenn etwa der Dax mit einem Plus von neun Prozent im Januar startet. "Der gute Jahresstart hat Gründe, etwa die Hoffnung, dass China nach dem Ende der Zero-Covid-Politik wieder das Zugpferd für die Weltwirtschaft sein wird", so der Co-Gründer des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch. "Ich würde aber nicht davon ausgehen, dass sich die Kurse weiter in dem Tempo nach oben bewegen wie in den vergangenen Wochen, sondern erwarte eher ein Auf und Ab ohne klaren Trend." 

Eine Prognose, wie sich die Aktienindizes im Laufe des Jahres entwickeln und bei welcher Marke sie stehen werden, gibt er auch nicht – er hält solche Vorschauen für blanken Unsinn. "Niemand weiß, was in dieser Zeit alles passieren kann. Die meisten Experten machen auch keine Prognosen, weil sie glauben, die Zukunft vorhersagen zu können, sondern, weil es von ihnen verlangt wird – und liegen damit dann meist daneben. Einige wollen sich auch schlicht profilieren", sagte er im "Handelsblatt".

Flexibilität ist wichtig
Im Moment, Stand Ende Januar, ist Flossbach jedenfalls vorsichtig. Die Kasseposition im Multiple Opportunities beträgt zwölf Prozent. Das sei kein Ausdruck von Angst, sondern der Tatsache geschuldet, dass er und sein Team flexibel auf die Entscheidungen der Notenbanker und speziell die von Fed-Chef Chef Jerome Powell reagieren möchten, weil die Börse an der Zinsentwicklung und der Inflation hänge. "Gut möglich, dass es die Fed auf dem Weg dorthin übertreibt, zumindest zeitweise, und die Börsen dann noch mal deutlicher nachgeben. Unsere Kasseposition verschafft uns in dem Falle ausreichend Flexibilität, Anlagegelegenheiten wahrzunehmen."

Für die Zukunft setzt er aber weiterhin auf Aktien, auch wenn er zugibt, dass er sich 2022 mit Investments in Technologieaktien "verhoben" hat. "Wir haben das Ausmaß der Kursrückschläge in der Breite schlicht unterschätzt. Wir hatten zwar vor gut einem Jahr in unserem Kapitalmarktbericht über die Risiken von Aktien unprofitabler Tech-Highflyer aus der zweiten und dritten Reihe geschrieben – dass deren Bewertungen von mitunter absurden Hoffnungen getrieben würden Dass in deren Sog aber auch die großen, etablierten und profitablen Unternehmen wie Apple, Meta, Microsoft, Alphabet und Amazon so massiv abgestraft würden, hatten wir nicht erwartet", so Flossbach ehrlich.

Volkswagen: Unternehmensstruktur zu verschachtelt
Aktuell ist er dagegen von deutschen Autoaktien überzeugt. BMW und Mercedes-Benz gehören zu den größten Positionen im Fonds. Er hebt hervor, dass beide gut in ihrem Markt, dem Premiumsegment, positioniert seien und in den vergangenen Jahren hervorragend verdient. Ihre Abhängigkeit von China sei Chance und Risiko zugleich. Volkswagen dagegen zählt nicht zu den Favoriten: "Das hängt mit der verschachtelten Unternehmensstruktur bei Volkswagen zusammen, ist also ein klassisches Corporate-Governance-Thema. Wäre es anders, wäre VW an der Börse mit Sicherheit deutlich mehr wert", so sein Urteil. (jb)