David Solomon, CEO der US-Investmentbank Goldman Sachs, hat signalisiert, dass es aus seiner Sicht keinen Grund für die US-Notenbank Federal Reserve gibt, die Zinsen rasch zu senken. Damit widerspricht er der Trump-Administration, die auf eine Lockerung der Geldpolitik drängt.

"Es fühlt sich für mich nicht so an, als sei der Leitzins außergewöhnlich restriktiv, wenn man die Risikobereitschaft betrachtet", sagte Solomon auf einer Barclays-Konferenz. Die derzeitige Anlegerstimmung sei eher am "überschwänglichen Ende des Spektrums".

Erwartete Zinsschritte und Risiken
An den Märkten gilt eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte bei der Fed-Sitzung am 17. September als wahrscheinlich. Weitere Schritte bis Jahresende werden erwartet. Laut JP Morgan könnte die erste Senkung jedoch zu einem klassischen "Sell the News"-Effekt führen.

US-Finanzminister Scott Bessent forderte jüngst eine Serie von Zinssenkungen und plädierte für ein Zinsniveau, das mindestens 1,5 Prozentpunkte niedriger liegt.

Die Präsidentin der Federal Reserve Bank of Cleveland, Beth Hammack, bekräftigte hingegen, dass sie aktuell keinen Grund für Zinssenkungen sieht. Die Inflation liege weiterhin über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed und steige tendenziell.

Spott aus dem Trump-Lager
Goldman Sachs geriet zuletzt verstärkt ins Visier der Regierung. Präsident Donald Trump kritisierte die Bank für ihre Einschätzungen zu den Zollmaßnahmen und spottete, Solomon solle sich lieber "aufs DJ-ing konzentrieren, statt eine Großbank zu leiten". 

Hintergrund dieser Bemerkung ist Solomons Begeisterung für DJ-Auftritte. Zuletzt stand der Top-Banker Ende Juli auf der Bühne des legendären Festivals Lollapalooza in Chicago hinter dem DJ-Pult und unterhielt 80.000 feiernde Fans.

Auch Bessent legte nach: "Ich war in meiner Karriere oft erfolgreich damit, gegen Goldman Sachs zu wetten", sagte er in "Meet the Press" bei "NBC".

Goldman-Aktie nahe Rekordhoch
Solomon sprach von einem insgesamt konstruktiven Umfeld, verwies jedoch auf die negativen Effekte der Handelspolitik, die Investitionen bremse. "Die Unsicherheit hat Investitionen verlangsamt", betonte er.

Die Aktie von Goldman Sachs ist seit Jahresbeginn um 30 Prozent gestiegen – und liegt damit nur hinter der Citigroup unter den großen US-Banken. Am Montag (8.9.) schloss die Aktie bei 741,85 US-Dollar, knapp unter dem Rekordhoch von 751,22 Dollar. (mb/Bloomberg)