Fed-Notenbanker deuten mögliche Zinspause bis September an
Zwei führende Fed-Vertreter halten Zinssenkungen wohl frühestens ab September für realistisch. Die Unsicherheit über Konjunktur und Zollpolitik bremst schnelle Entscheidungen – Anleger rechnen nur noch mit zwei Schritten bis Jahresende.
Zwei ranghohe Währungshüter der US-Notenbank Federal Reserve haben angedeutet, dass eine erste Zinssenkung möglicherweise nicht vor September erfolgen wird. Grund sei die weiterhin unklare konjunkturelle Entwicklung.
"Wir werden auch im Juni oder Juli nicht verstehen, was hier vor sich geht", sagte John Williams, Chef der New York Fed, am Montag (19.5.) auf einer Konferenz der Mortgage Bankers Association. "Es wird ein Prozess sein, Daten zu sammeln, sich ein besseres Bild zu machen und die Entwicklungen zu beobachten."
Die nächsten geldpolitischen Entscheidungen der Fed stehen im Juni, Juli und September an.
Anleger dämpfen Zinssenkungserwartungen
Der Markt bewertet die Chancen auf eine Zinssenkung im Juni derzeit zurückhaltend: Laut Fed-Funds-Futures liegt die Wahrscheinlichkeit bei knapp zehn Prozent. Bis Jahresende rechnet der Markt noch mit zwei Zinsschritten – Ende April waren es noch vier.
Atlanta-Fed-Präsident Raphael Bostic äußerte sich zu Wochenbeginn in einem Interview mit "Bloomberg TV" ebenfalls zurückhaltend. Die anhaltenden Zollverhandlungen unter der Trump-Regierung könnten eine geldpolitische Reaktion weiter verzögern.
"Sollten sich die laufenden Handelsverhandlungen der Trump-Regierung weiter hinziehen, würde sich dies bis weit in den Sommer hineinziehen, und in diesem Fall würden wir erst mehrere Monate später wissen, wie sich die tatsächlichen Auswirkungen darstellen", sagte Bostic.
Im "CNBC"-Interview ergänzte er, dass es "drei bis sechs Monate" dauern könne, um die wirtschaftlichen Folgen der aktuellen Politik zu bewerten. Gleichzeitig schloss er nicht aus, dass bei schnellerem Verhandlungsfortschritt auch geldpolitische Schritte früher möglich wären: "In diesem Fall könnten wir einige unserer Maßnahmen vorziehen, da wir möglicherweise nicht so viel tun müssen, um das Preisniveau zu steuern", so Bostic.
Sorge um Inflationserwartungen wächst
Bei ihrer letzten Sitzung Anfang Mai hatte die Fed die Zinsen unverändert belassen. Dabei verwies sie auf Risiken durch Zölle, Inflation und Arbeitslosigkeit. Besonders beunruhigt zeigte sich Bostic über die Entwicklung der Inflationserwartungen in der Bevölkerung.
"Angesichts der Entwicklung unserer beiden Mandate, unserer beiden Aufgaben, mache ich mir große Sorgen um die Inflation, vor allem weil wir beobachten, dass sich die Erwartungen in eine beunruhigende Richtung bewegen", sagte Bostic. (mb/Bloomberg)