Fed-Chef Powell lässt die Wall Street schaudern
Die US-Notenbank hat die Leitzinsen um weitere 0,75 Prozentpunkte angehoben. So hoch waren die Werte zuletzt Anfang 2008, im Umfeld der globalen Finanzkrise. Gleichzeitig warnte Fed-Chef Powell die Investoren, dass die Zinsen höher steigen könnten als bisher angenommen.
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) geht weiter entschlossen gegen die hohe Inflation vor, die in den USA nahe eines 40-jährigen Hochs liegt. Am Mittwoch verkündete Fed-Chef Jerome Powell eine Anhebung des Leitzinssatzes um 0,75 Prozentpunkte auf die Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent. Im März hatte das US-Zinsniveau noch bei annähernd null gelegen. Es ist die sechste Zinserhöhung in diesem Jahr. Und zum vierten Mal in Serie machte die Fed dabei einen großen Schritt von 0,75 Punkten.
Obwohl der Zinsschritt erwartet worden war, reagierten die Börsen nervös. Am US-Aktienmarkt kam es am Mittwoch zum größten Ausverkauf, den die Wall Street seit Anfang 2021 nach einer Zinsentscheidung gesehen hatte. Der S&P 500 schloss mit 2,5 Prozent im Minus. Der techlastige Nasdaq 100 verlor sogar 3,4 Prozent.
Verlangsamung, aber keine Pause – Niveaus höher als angenommen
Powell stellte klar, die Fed habe in ihrem geldpolitischen Zyklus "noch einiges zu tun". Es waren die doppeldeutigen Aussagen Powells, die für Verunsicherung an den Märkten sorgten. Powell deutete zwar an, beim Zinserhöhungstempo würde eine Verlangsamung in Betracht gezogen. An eine Pause zu denken, wäre aber "sehr verfrüht", so der Fed-Chairman. Die Zinsen könnten sogar weiter steigen als bisher angenommen. "Eingehende Daten seit unserem letzten Treffen deuten darauf hin, dass das ultimative Zinsniveau höher sein wird als bisher erwartet", so Powell.
Seine Ausführungen verlagerten den Schwerpunkt der Diskussion vom Ausmaß der nächsten Zinserhöhung auf die Frage, wie hoch der Höhepunkt ist und wie lange die Zinsen auf diesem Niveau bleiben. Im Fed-Statement tauchte hier erstmals der Begriff "ausreichend restriktiv" auf. "Bloomberg Economics" liest daraus das klare Signal an die Märkte: "Erwarten Sie nicht, dass wir die Zinsen weiterhin jedes Mal um 75 Basispunkte anheben. Wir machen aber auch keinen Schwenk zu den Tauben hin."
Die momentane Bandbreite von bis zu vier Prozent markiert ein mehrjähriges Rekordniveau. Höher war das Level der US-Leitzinsen zuletzt Ende 2007/Anfang 2008, nämlich bei einem Niveau von 4,25 Prozent. (eml)