Die EZB könnte die Wunschmarke einer Inflationsrate von zwei Prozent früher erreichen als bisher erwartet. Darauf deuten Äußerungen von EZB-Ratsmitglied Peter Kazimir hin. "Die Inflation nähert sich ihrem Ziel, und ich bin zuversichtlich, dass wir es in den nächsten Monaten erreichen werden", sagte der slowakische Währungshüter laut der Nachrichtenagentur "Bloomberg". "Wir bleiben jedoch vorsichtig. Das müssen wir, insbesondere unter den heutigen unbeständigen und oft chaotischen Bedingungen. Wir müssen wachsam und beweglich bleiben."

Bei ihrer letzten vierteljährlichen Projektion im März war die EZB noch davon ausgegangen, dass das Teuerungsziel von zwei Prozent erst Anfang 2026 erreicht wird. Die Juni-Projektionen dürften entscheidend für die Planung der nächsten Schritte der Währungshüter sein.

Zwei weitere Schritte erwartet
Der EZB-Rat hat in der vergangenen Woche die Zinssätze zum siebten Mal seit Juni 2024 gesenkt. Damit stützt die Notenbank die Konjunktur in einem Umfeld, in dem Handelskonflikte die wirtschaftliche Erholung in der Region zu gefährden drohen. Analysten rechnen mit zwei oder drei weiteren Senkungen bis zum Jahresende, während sich die Notenbanker wegen der Unsicherheiten bedeckt halten.

Gemischte Signale kommen aus einer Umfrage der EZB, die am Dienstag (22.4.) veröffentlicht wurde: Die Unternehmen sind zuversichtlicher, dass sich das Lohnwachstum auf einen moderateren Wert von 2,5 Prozent im Jahr 2026 einbremst, was für einen schnelleren Rückgang der Inflation spricht. Professionelle Prognostiker wie Analysten oder Ökonomen erwarten laut Umfrage jedoch einen leichten Anstieg der Teuerung in den Jahren 2025 und 2026.

Wie China die EU-Inflation beeinflusst
Der finnische Zentralbankchef Olli Rehn sagte in einer Rede, dass die Zölle in nächster Zeit die Inflation weiter antreiben könnten. "Kurzfristig sind die Auswirkungen auf das Wachstum der Verbraucherpreise im Euroraum eher negativ", sagte er. Dem stehen positive Chancen gegenüber: "Wenn China seine Exporte aufgrund zu hoher Zölle der USA nach Europa umleitet, wenn die Energiepreise fallen und wenn der Euro stärker wird, dann werden die Zölle nicht zu einer Beschleunigung der Inflation im Euroraum führen." (eml/Bloomberg)