Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), findet, es sei an der Zeit, in der Eurozone wieder über gemeinschaftliche Schulden zu sprechen. Darin sieht sie eine Möglichkeit, die Rolle der europäischen Währung in der Weltwirtschaft wieder zu stärken.

Es gebe eine "einmalige Chance", das internationale Ansehen des Euro zu verbessern. Europa müsse darüber nachdenken, wie dies gelingen könne, sagte sie der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge in Paris. Dort skizzierte die deutsche Währungshüterin in einer Rede Maßnahmen zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums. Ihre Äußerungen decken sich mit denen von Experten aus anderen Ländern der Europäischen Union (EU), die eine Chance für den Euro sehen. 

Großer Schritt während der Pandemie
"Wenn man heute mit Hedgefonds-Managern spricht, sehen sie sich nach Alternativen um, aber sie vermissen diesen großen, liquiden, europäischen Anleihenmarkt", erklärte Schnabel. "Vielleicht ist es jetzt wieder an der Zeit, darüber nachzudenken, wie wir uns in diese Richtung bewegen können", sagte sie. Europa habe während der Pandemie bereits einen großen Schritt gemacht, als sich die Länder auf einen gemeinsam finanzierten Fonds einigten, der eine "einigermaßen liquide europäische Anleihe" schuf.

Schnabel räumte jedoch ein, dass Deutschland und weitere EU-Mitgliedsstaaten die gemeinsame Verschuldung weiterhin als umstritten ansehen. "Es gab eine Diskussion, als viele Vorschläge auf dem Tisch lagen, aber jetzt haben wir nicht mehr so viel darüber gesprochen, also müssen wir vielleicht zu dieser Debatte zurückkehren", sagte Schnabel. (Bloomberg/am)