"Wahrscheinlich wird es zu einer weiteren Lockerung der Geldpolitik kommen, um sicherzustellen, dass die europäische Wirtschaft wächst", sagte Philip Lane, Chefvolkswirt der EZB, am Montag (13.1.) auf einer Konferenz in Hongkong. Ohne weitere Anpassungen der geldpolitischen Ausrichtung sei die Erreichung des Inflationsziels gefährdet. 

Zwar zeigten die Daten der vergangenen Woche einen Inflationsanstieg im Dezember auf 2,4 Prozent, jedoch geht die EZB davon aus, dass die Teuerung im weiteren Jahresverlauf ihr Ziel erreichen wird.

Trump sorgt für Unsicherheit
Die Wirtschaft des Euroraums ist im vergangenen Jahr wahrscheinlich nur um 0,7 Prozent gewachsen – und die EZB-Prognosen gehen von einer Beschleunigung auf 1,1 Prozent im Jahr 2025 aus. Die vom designierten US-Präsidenten Donald Trump angedrohten Zölle tragen zur Unsicherheit bei. Nach Ansicht von EZB-Präsidentin Christine Lagarde wäre die EU jedoch in einer besseren Position, wenn sie mit den USA über mögliche Handelszölle verhandeln würde, anstatt sofort Gegenmaßnahmen zu ergreifen. 

EZB-Ratsmitglied Olli Rehn schlug am Montag bei der Podiumsdiskussion mit Philip Lane jedoch einen energischeren Ansatz vor. "Wenn man die Handelspolitik aus ökonomischer Sicht betrachtet, lautet der Ratschlag, keine Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen, da man dadurch noch schlechter dasteht", sagte er. Am Boden bleiben und "die Prügel einfach hinnehmen" würde Rehn an Stelle einer europäischen Regierung jedoch auch nicht. (mb/Bloomberg)