Eyb & Wallwitz: "Weltwirtschaft kommt 2025 in unruhigeres Fahrwasser"
Die Risiken seien, vor allem in Folge der US-Wahl, zwar gestiegen. Die Experten von Eyb & Wallwitz blicken für 2025 insgesamt dennoch zuversichtlich auf Wirtschaft und Finanzmärkte. Anleger sollten sich durch die aufgeregten politischen Debatten nicht den Blick auf das Wesentliche verstellen lassen.
Das Jahr 2025 steht im Zeichen der wirtschaftspolitischen Weichenstellungen in den USA, China und Europa. "Klar ist: Der Einsatz steigt und damit auch die Spannungen. Die Weltwirtschaft kommt in unruhigeres Fahrwasser", schreiben die Experten des unabhängigen Vermögensverwalters Eyb & Wallwitz in ihrem Jahresausblick. Sie rechnen damit, dass Wachstum und auch Inflation in den USA höher ausfallen werden als im Rest der Welt. Auch China erhöhe seinen Einsatz zur Belebung der heimischen Wirtschaft. Diesmal aber wegen einer aggressiven Handelspolitik zu Lasten der Handelspartner. Auch deshalb komme Europa in eine noch schwierigere Lage und müsse mehr investieren, um nicht den Anschluss zu verlieren.
Die Experten werfen zudem einen genauen Blick auf die USA. Hier stünden sich positive und negative Aspekte der von Donald Trump angekündigten Maßnahmen gegenüber. Eine Senkung der Unternehmenssteuern und der angekündigte Abbau von Regulierung würden das Gewinnwachstum der US-Unternehmen kurzfristig beschleunigen. "Dazu kommen neue Investitionen ausländischer Unternehmen in den USA, um die angekündigten Zölle zu umgehen“, so Johannes Mayr, Chefvolkswirt von Eyb & Wallwitz.
Probleme kommen mit Verzögerung
Die negativen Effekte von Trumps Wirtschaftspolitik werden dem Experten zufolge wohl mit Verzögerung eintreten. "Die angekündigte Anhebung der Einfuhrzölle und eine Abschiebung von Arbeitskräften aus dem Niedriglohnsektor bergen dabei ein unmittelbares Inflationspotenzial von bis zu zwei Prozentpunkten, was den realen Konsum mit zeitlicher Verzögerung in ähnlicher Größenordnung dämpfen würde", rechnet Mayr vor.
Das größte Risiko für die Finanzmärkte sieht der Münchner Vermögensverwalter in einem möglichen Versuch der US-Regierung, die Unabhängigkeit der Fed in Frage zu stellen. "Dadurch könnten die Inflations- und Laufzeitprämien kurzfristig deutlich steigen und so zu einem Showstopper auch für die Aktienmärkte werden. Gleiches gilt, falls die US-Regierung ihren expansiven Kurs überziehen sollte und insbesondere die Steuersenkungen nicht über Einsparungen zumindest teilweise finanzieren würde. Zweifel an der Tragfähigkeit der US-Verschuldung wären dann ein Problem nicht nur für die US-Märkte", skizziert Ernst Konrad, geschäftsführender Gesellschafter und Lead-Portfoliomanager von Eyb & Wallwitz, das Risikoszenario.
Grundlagen für überdurchschnittliche Wertentwicklung
Das deutliche Anziehen der Investitionstätigkeit in den USA nährt laut Eyb & Wallwitz die Hoffnung auf eine Beschleunigung des Gewinnwachstums amerikanischer Unternehmen. Denn angesichts der hohen Bewertung des US-Aktienmarkts ist die Gewinnentwicklung 2025 entscheidend. Spielräume für eine weitere Ausdehnung der Bewertungen sieht Konrad dagegen kaum, was für ein aktives Management spreche.
Die Grundlagen für eine überdurchschnittliche Wertentwicklung im Vergleich zu den letzten zehn Jahren seien gegeben. Duration im Euro-Raum, inflationsgeschützte Anleihen in den USA und die Beimischung von Gold sind derzeit die Favoriten des Vermögensverwalters, um die Portfolios entlang ihrer Risikotragfähigkeit auszubalancieren. Auf der Anleihenseite sollte der Fokus erneut in Europa liegen. Denn die Währungsrisiken steigen und gute Bonitäten böten auskömmliche reale Renditen.
Auswirkungen der Wirtschaftspolitik werden überschätzt
"Alles in allem fällt unser Blick auf Wirtschaft und Finanzmärkte im kommenden Jahr also erneut konstruktiv aus. Die Risiken sind zwar gestiegen, vor allem durch den hohen Einsatz der US-Regierung zur Belebung der heimischen Konjunktur", resümiert Konrad. "Bei aller Unsicherheit und Aufgeregtheit in der Debatte sollte für Investoren aber klar sein: Die Effekte der Wirtschaftspolitik auf die Konjunktur und den Kapitalmarkt werden häufig überschätzt. Es bedarf erheblicher Anstrengungen oder Fehler, die zugrunde liegende konjunkturelle Dynamik nachhaltig zu verändern", so das Fazit. Das dürfte auch für 2025 gelten. (fp)