Die Märkte stehen derzeit im Bann der angedrohten US-Zölle auf eine Vielzahl von Waren aus nahezu allen Ländern. Volker Kurr, Leiter des Vertriebs für Kontinentaleuropa bei Legal & General Investment Management (LGIM), glaubt dennoch an Chancen in der Exportindustrie.

Kurzfristig könnte Wirtschaftswachstum leiden
"Zunächst sollten Anlegerinnen und Anleger die von Trump angedrohten Zölle nicht auf die leichte Schulter nehmen", so Kurr. Es sei wenig wahrscheinlich, dass die Maßnahmen lediglich der Verhandlung dienen. Das globale Wachstum und risikobehaftete Investments könnten durchaus leiden, wenn große Volkswirtschaften zu Vergeltungsmaßnahmen greifen. Mittelfristig hält er das Bild aber für weniger düster: "Zum einen werden sich die Länder sehr wahrscheinlich an die neuen Gegebenheiten anpassen. Zum anderen gibt es auch eine Reihe von Chancen", so der Anlageexperte.

Jedes Mal, wenn sich die USA in der Vergangenheit stärker nach innen gewandt hätten, habe der Rest der Welt den Handel untereinander intensiviert. "Während der ersten Amtszeit Donald Trumps haben alle anderen Länder mehr regionale Handelsabkommen unterzeichnet als je zuvor", sagt Kurr. Das Gleiche geschehe jetzt. Seit Trumps Wiederwahl im November habe die EU ein Handelsabkommen mit dem lateinamerikanischen Handelsblock Mercosur geschlossen, ein Abkommen mit Mexiko aktualisiert und Gespräche mit Malaysia aufgenommen. Weitere wichtige Abkommen werden erwartet.

Exporte dürften neue Wege finden
Kurr warnt davor, exportlastige Aktienmärkte vorschnell abzuschreiben. Die meisten Länder setzen seiner Meinung nach weiterhin und sogar zunehmend auf die positiven Auswirkungen des Handels: Größenvorteile, komparative Vorteile, Wissenstransfer und Innovation durch Wettbewerb. "Dieser Trend dürfte anhalten, selbst wenn die USA zukünftig stärker abschotten. Mittelfristig bleiben daher insbesondere exportfokussierte Aktienindizes attraktiv, auch wenn sich auf kurze Sicht ihre Volatilität erhöhen könnte." Dazu zählt er unter anderem den Dax, den französischen CAC 40 und den japanischen Nikkei. (jh)