Experte: China geht angeschlagen in nächste Runde des Handelsstreits
Chinas schwache Konjunktur macht das Land nach Einschätzung von Loomis-Sayles-Experte Bho Zhuang noch anfälliger für potenzielle Strafzölle im Fall einer zweiten Amtszeit für Donald Trump.
Auch in Peking wird man am Wahltag die ersten Hochrechnungen der US-Präsidentschaftswahl mit Spannung und Besorgnis verfolgen. Unter einem US-Präsidenten Donald Trump würden Zölle von bis zu 60 Prozent auf alle Einfuhren in die USA drohen, so Bho Zhuang, globaler Makrostratege beim US-Vermögensverwalter Loomis Sayles. Seiner Einschätzung nach ist China heute aber noch viel anfälliger für hohe Zölle als während des Handelskrieges unter Trump 2018.
Schlechte wirtschaftliche Ausgangslage
Während auf dem Höhepunkt des Handelskrieges zwischen den USA und China vor sechs Jahren ein starker Binnenkonsum, ein robuster Wohnungsmarkt, gesunde Finanzen der lokalen Regierungen und das Ausbleiben eines anhaltenden Deflationsdrucks die wirtschaftlichen Auswirkungen gedämpft hätten, sehe die Wirtschaftslage Chinas heute ganz anders aus. Der Exportsektor sei jetzt der einzige Lichtblick. Und selbst dieser sei gefährdet, urteilt Zhuang.
Bo Zhuang: "Im Gegensatz zu 2018, als das Verbrauchervertrauen hoch war, sieht sich China nun mit einer schwachen Arbeitsmarktlage und einem langsamen Wachstum der Haushaltseinkommen konfrontiert." Angesichts des geringen Vertrauens chinesischer Haushalte und Unternehmen fehle dem jüngsten Unterstützungspaket der chinesischen Zentralbank eine umfangreiche Fiskalpolitik, die nach seiner Meinung für eine nachhaltige Beeinflussung von Stimmung und Wachstum unerlässlich wäre.
Wahlausgang von großer Bedeutung
Der Stratege sagt: "Wir glauben, dass ein Zoll von 60 Prozent das BIP-Wachstum Chinas in den ersten zwölf Monaten um 1,5 Prozentpunkte verringern könnte." Etwa die Hälfte davon würde wahrscheinlich auf geringere Exporte zurückzuführen sein, der Rest auf indirekte Auswirkungen auf den Inlandsverbrauch und die Investitionen. Ein solcher Schock würde wahrscheinlich den Deflationsdruck verstärken, den bereits schwachen Arbeitsmarkt weiter dämpfen und möglicherweise die Verlagerung der Produktion aus China beschleunigen. "Deshalb", so Zhuang, "wird der Ausgang der US-Wahlen von entscheidender Bedeutung sein". (jh)