Ex-Bondkönig nennt Anleihen "Müll"
Der einstige Bondkönig Bill Gross wettert auf seiner Internetseite gegen bestimmte Anleihenfonds. Die Renditen längerfristiger US-Bonds seien so niedrig, dass die Fonds, die sie kauften, in den "Anlagemülleimer" gehörten.
“Cash ist schon lange Müll, aber jetzt gibt es neue Anwärter”, wettert Bill Gross (77), der in den 1970er Jahren die heutige Allianz-Tochter Pimco mitbegründete und 2019 in den Ruhestand ging. “Mittel- bis langfristige Anleihefonds gehören mit Sicherheit in diesen Mülleimer, aber werden Aktien folgen? Das Gewinnwachstum sollte besser zweistellig sein, sonst könnten sie in den Müllcontainer wandern.” Im März sagte er im Gespräch mit Bloomberg-TV, dass er bei rund 1,25 Prozent gegen US-Treasuries zu wetten begonnen habe. Die Papiere waren danach zunächst abverkauft worden. Seither erlebten sie jedoch eine Rally, da die wieder um sich greifende Corona-Pandemie Sorgen zum Wirtschaftswachstum nährt.
In seinem jüngsten Ausblick legt Gross dar, dass die Dynamik von Angebot und Nachfrage gegen Treasuries spreche. Auf dem derzeitigen Niveau könnten die Renditen “nur noch steigen”. Die US-Notenbank könnte schon bald damit beginnen, die Ankäufe von Vermögenswerten zurückzufahren, und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem die Nachfrage ausländischer Zentralbanken und Anleger bereits nachlässt, so Gross. Derweil deuten Haushaltsdefizite von mindestens 1,5 Billionen US-Dollar darauf hin, dass das Angebot an Staatsanleihen hoch bleiben werde.
Was geschieht, wenn die Fed ihre Anleihenaufkäufe zurückführt?
Im Rahmen ihres Programms zur quantitativen Lockerung habe die Fed rund 60 Prozent der Treasury-Nettoemissionen aufgekauft, zitiert Gross eine Studie des Institute of International Finance (IFF). “Wie bereit werden daher die privaten Märkte sein, diese künftigen 60 Prozent Mitte 2022 und darüber hinaus zu absorbieren?” schrieb Gross. “Wenn die Inflation bis dahin wieder das Ziel von zwei Prozent und mehr erreicht, kann ein ‘Tantrum’ vielleicht vermieden werden, aber wie viele weitere fiskalische Ausgabenprogramme können wir uns leisten, ohne dafür mit höheren Zinsen zu bezahlen?”
“Ich denke auf Sicht der nächsten zwölf Monaten bei zehnjährigen Treasuries an zwei Prozent Rendite", so Gross. "Anhand meiner alternden mathematischen Gymnastik entspricht das einem Kursverlust von vier bis fünf Prozent und einer negativen Gesamtrendite von 2,5 bis drei Prozent.” (kb)