Ethenea: Wer braucht heutzutage noch deutsche Staatsanleihen?
Vor allem Privatanleger halten sich von Anleihen fern. Dabei können Staatenbonds gerade in unsicheren Zeiten eine stabile Wertanlage sein, sagt Ethenea-Finanzexperte Tobias Burggraf.
Bei vielen Anlegern fristen deutsche Staatsanleihen nur noch ein Schattendasein. Niedrige Gewinne machen die Papiere oft uninteressant. "Tatsächlich ist es aber so, dass die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen seit Anfang des Jahres um rund 25 Basispunkte gestiegen sind", sagt Tobias Burggraf, Portfoliomanager bei Ethenea. Allerdings gehen steigende Anleiherenditen immer auch mit fallenden Kursen einher, weswegen ein Investor, der Anfang dieses Jahres auf deutsche Staatsanleihen gesetzt hat, effektiv trotzdem zwei Prozent verloren hat.
Nichtsdestotrotz sind Staatsanleihen seit der Corona-Pandemie beliebter denn je: Die Menge an im Umlauf befindlichen Bundesanleihen ist in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen, schildert Burggraf. Vor allem professionelle Anleger und öffentliche Institutionen fragten zuletzt stärker nach. Mittlerweile liegt der Anteil der im Besitz von staatlichen Institutionen befindlichen Bundesanleihen bei weit über 40 Prozent. Finanzexperte Burggraf weiß, woran das liegt: "Versicherungen und Pensionskassen sind aus aufsichtsrechtlichen Gründen gezwungen, einen bestimmten Anteil an hochwertigen Vermögenswerten zu halten." Daher kaufen diese in der Regel langlaufende Anleihen und halten diese dann bis zur Endfälligkeit. Banken wiederum setzen auf Bundesanleihen, um ihre Liquidität abzusichern. "Benötigen sie Zentralbankgeld, können sie Bundesanleihen als Sicherheiten in Rückkaufvereinbarungsgeschäften bei der Zentralbank hinterlegen", erklärt Burggraf.
Nicht nur für Profis
Bundesanleihen eignen sich allerdings ebenso für Privatanleger. "Auch im Portfolio des durchschnittlichen Sparers kann eine Beimischung von Anleihen weiterhin Sinn machen", betont Burggraf. Zumindest, solange Staatsanleihen als Instrument zur Absicherung von Verlusten dienen. Da Staatsanleihen in der Regel wenig volatil sind und nur kaum mit anderen Anlageklassen wie Aktien korrelieren, können sie das Depot gegen Marktturbulenzen absichern; gerade dann, wenn andere Vermögenswerte fallen.
So konnten Bundesanleihen zuletzt deutlich zulegen, während Aktienkurse weltweit aufgrund der Omikron-Variante und den damit verbundenen Marktunsicherheiten schwächelten. Doch auch darüber hinaus könnte sich ein Investment in Anleihen lohnen. "Eine schrittweise Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik durch die EZB wird voraussichtlich zu einem moderaten Anstieg der Renditen führen", sagt Burggraf. (fp)