Börsengehandelte Fonds (ETFs) mit Fokus auf europäische Aktien haben im Februar unter dem Strich so hohe Nettomittelzuflüsse erzielt wie noch nie in einem Monat. Dies zeigen Daten der auf den europäischen Markt spezialisierten Analyseplattform ETF Book. Demnach steckten Anleger im Februar zehn Milliarden US-Dollar in UCITS-ETFs, die in europäische Aktien investieren. Börsengehandelte Fonds mit Fokus auf US-Aktien erlitten dagegen Abzüge in Höhe von rund 290 Millionen Dollar.

"Mit seinen wirren Ankündigungen verunsichert US-Präsident Trump Unternehmen und Investoren", kommentiert Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei der Fondsgesellschaft Fidelity International, exklusiv für FONDS professionell ONLINE die Entwicklung. Und nichts würden Anleger mehr hassen, als nicht zu wissen, woran sie sind. Investitionsentscheidungen würden aufgeschoben, und das belaste die Konjunktur. Mit der Ankündigung von Zöllen hatte Trump die Aktienkurse auf Talfahrt geschickt.

"Großer Wandel bei den Investoren"
"Es findet gerade ein großer Wandel bei den Investoren statt", meint Roemheld. "Anfang des Jahres fand man alles Amerikanische noch gut, jetzt sieht man es skeptisch, und da trifft es Tech-Aktien am stärksten." Der Hauptgrund dafür sei, dass das Gewinnwachstum der Tech-Riesen stark zurückgehe, von zuvor 30 bis 50 Prozent auf nur noch etwa die Hälfte. Eigentlich sei das erwartbar gewesen, doch in der jetzigen kritischen Phase drücke es die Kurse zusätzlich.

Dies spiegelt sich bereits in der Allokation der Käufer europäischer ETFs wider. "Besonders interessant finde ich, dass wir zum ersten Mal seit Februar 2023 wieder Rückflüsse aus Aktien-ETFs auf den US-Markt gesehen haben, während die Zuflüsse in globale Aktien-ETFs weiterhin stark waren", sagt Stefan Kuhn, Leiter des ETF-Geschäfts bei Fidelity International. "Das passt zum Narrativ, dass die Gewinndynamik der Magnificent Seven aktuell nachzulassen scheint." Demgegenüber verzeichneten ETFs auf europäische Aktien hohe Zuflüsse.

Risiko rausnehmen
Kuhn verweist zudem auf einen weiteren Umbruch. "Auffällig waren die hohen Zuflüsse in europäische Renten-ETFs mit mehr als neun Milliarden US-Dollar – fast doppelt so viel wie im Vormonat", so der ETF-Manager. Damit sei diese Anlageklasse auf die vergangenen zwölf Monate gesehen um 44 Prozent gewachsen, fast doppelt so stark wie Aktien-ETFs.

"Die kurzfristige Erklärung besteht sicherlich darin, dass Anleger mehr diversifizieren und speziell in den Bereich der Unternehmensanleihen umgeschichtet haben", erläutert Kuhn. Dahinter könne auch die Idee stehen, etwas Risiko aus der Asset-Allokation herauszunehmen. "Ob es sich hier um einen langfristigen Trend handelt, lässt sich heute noch nicht sagen", schränkt Kuhn ein. (ert)