El-Erian: Europas "hässliche" Wirtschaft könnte den Euro drücken
Eine wachsende wirtschaftliche Kluft zwischen den USA und Europa könnte laut Mohamed El-Erian den Euro weiter schwächen.
"Wenn man sich das Gute, das Schlechte und das Hässliche der Weltwirtschaft anschaut, ist Europa leider das Hässliche", sagte Mohamed El-Erian, der Präsident des Queens' College in Cambridge, am Donnerstag (14.11.) gegenüber "Bloomberg TV". "Der Markt hat verstanden, dass die Divergenz künftig ein großes Thema sein wird."
Der Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen hat den Dollar gestärkt und gleichzeitig den Euro auf Talfahrt geschickt, da die Märkte auf eher graduelle Zinssenkungen der US-Notenbank setzen. Die Gemeinschaftswährung fiel am Donnerstag kurzzeitig unter die Marke von 1,05 US-Dollar und erreichte damit den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr. "Es würde mich nicht überraschen, wenn der Euro schwächer würde", sagte El-Erian.
Fed und EZB im Blick
Swap-Händler wetten verstärkt darauf, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen in den kommenden Monaten schneller senken muss als die Fed. Laut von "Bloomberg" zusammengestellten Daten rechnen sie derzeit mit einer Lockerung der Geldpolitik durch die EZB bis März um fast 100 Basispunkte. Dem stehen Wetten auf eine Lockerung durch die Fed in Höhe von etwa 40 Basispunkten gegenüber.
Trumps Wahlsieg lässt höhere Zölle und ein inflationäres Wachstum erwarten, während eine politische Krise das wirtschaftliche Schwergewicht Deutschland erschüttert. Die Wirtschaftsweisen sagten am Mittwoch, dass die deutsche Wirtschaft im Jahr 2025 wahrscheinlich nur um 0,4 Prozent wachsen wird. Laut Bundesbankpräsident Joachim Nagel könnten die von Trump angedrohten Zölle die Wirtschaft aus der Spur werfen.
Die Renditedifferenz zwischen zehnjährigen US-Staatsanleihen und deutschen Bundesanleihen stieg am Donnerstag auf rund 209 Basispunkte, den höchsten Wert seit April. Die Spreads könnten sogar noch weiter steigen, sagte El-Erian. (mb/Bloomberg)