Die gerade veröffentlichten Zahlen des Dachverbands der europäischen Fondsindustrie (EFAMA) zur Entwicklung während der ersten neun Monate des noch laufenden Geschäftsjahrs verheißen nichts Gutes. Wenn man den Verlauf in den ersten drei Quartalen als Indikator fürs Gesamtjahr gelten lässt, dann wird die Wachstumsbilanz der Branche am kommenden Silvesterabend zum ersten Mal seit 2018 negativ ausfallen.

Demnach schätzt die EFAMA, dass das insgesamt von der Asset-Management-Industrie verwaltete Vermögen bis Ende September 2022 um 11,8 Prozent gesunken ist. Das ist der erste Rückgang gegenüber dem Vorjahr seit 2018. In absoluten Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Die von den Anbietern verwalteten Vermögen betragen nur noch 28,4 Billionen Euro und liegen damit deutlich unter den 32,2 Billionen Euro, die die Branche noch Ende 2021 gemanagt hatte, und sogar unter dem Wert von 28,5 Billionen Euro Ende 2020.

Deutlicher Rückgang nach vielen Jahren Wachstum 
Ein herber Rückschlag für eine Industrie, die in Bezug auf das von ihr verwaltete Vermögen im Grunde seit 2011, als es noch bei 14,3 Billionen Euro lag, stetig gewachsen ist, wenn man einmal von einer leichten Delle um minus 2,2 Prozent beim Übergang von 2017 auf 2018 absieht. Das wird laut EFAMA nicht ohne Konsequenzen bleiben.

"Im aktuellen Marktumfeld sehen sich die Vermögensverwalter mit einem starken Kostendruck und einem starken Rückgang ihrer Erträge konfrontiert, ganz zu schweigen von der erheblichen Belastung durch die Einhaltung neuer Vorschriften", erklärt dazu EFAMA-Chef Naïm Abou-Jaoudé im Vorwort des Reports und ruft die politischen Entscheidungsträger dazu auf, diese Realität nicht zu übersehen, wenn es darum gehe, für dynamische und vielfältige Kapitalmärkte in Europa zu sorgen.

Das Vereinigte Königreich dominiert die Branche nach wie vor
Der größte europäische Fondsverwaltungsmarkt bleibt Großbritannien mit einem Anteil von 37 Prozent der insgesamt verwalteten Assets. Die französische Fondsindustrie landet mit 15,6 Prozent auf Platz zwei, Deutschland hält mit 10,9 Prozent die Bronze-Plakette. Im Vergleich der beiden Kategorien "Investmentfonds" auf der einen und "Vermögensverwaltungsmandate" auf der anderen Seite hat der Anteil an in Fonds gehaltenen Assets noch einmal deutlich zugelegt und lag Ende 2021 bei einem neuen Rekordwert von 56,6 Prozent.

Im Vergleich dazu wurden in diskretionären Mandaten nur noch 43,4 Prozent der angelegten Gelder gemanagt. Vor gut zehn Jahren hatten die Vermögensverwaltungsmandate die Nase noch deutlich vorn gegenüber der Verwaltung in Investmentfonds. Als Grund für die Umkehr nennt die EFAMA den höheren Aktienanteil in der Portfolioallokation von Investmentfonds im Vergleich zu diskretionären Mandaten in einer Zeit, da die Aktienmärkte insgesamt deutlich stärker gestiegen sind als die Kurse von Anleihen. (hh)