DJE-Analyst: "Europäische Autobauer im perfekten Sturm"
Die abgestraften Aktien der deutschen und europäischen Autobauer sind nach Einschätzung von DJE-Experte Philipp Stumpfegger noch kein Kauf. Denn der Sturm über dem Automarkt dürfte seiner Meinung nach noch anhalten.
Die deutschen und europäischen Autobauer sieht Philipp Stumpfegger, Analyst für den Automobil-Sektor bei DJE Kapital, in einem "perfekten Sturm". Für einen Einstieg bei Autoaktien ist es seiner Meinung nach noch zu früh.
Die Autobauer sehen sich laut Stumpfegger einem gefährlichen Mix gegenüber, bestehend aus hohen Produktionskosten für E-Autos bei stagnierender Nachfrage, wachsender und oft subventionierter Konkurrenz aus China und dem politisch anvisierten Ende des Verbrennermotors. Die Folgen zeigen sich in den Aktienkursen: Der Stoxx Europe Automobil hat seit Jahresbeginn rund 9,6 Prozent verloren und ist dieses Jahr bisher der schwächste Sektor in Europa. Nahezu alle europäischen Automobilhersteller mussten ihre Ziele, die sie sich noch am Jahresanfang gesetzt hatten, deutlich nach unten revidieren.
Margenarmes E-Auto-Geschäft belastet
Die deutschen Firmen verdienen mit ihren Elektroautos kaum Geld, anders als mit ihren Verbrennermodellen, sagt Stumpfegger. Auf der Kostenseite können sie mit der zum Teil subventionierten chinesischen Konkurrenz nicht ansatzweise mithalten, so der Analyst. In China wiederum seien die Verbraucher höchst verunsichert aufgrund der angespannten Makrolage. Die China-Schwäche im Automobilsektor ist nach Einschätzung von Stumpfegger multidimensional und nicht nur zyklisch, sondern vor allem auch strukturell. "Das Wort Zeitenwende scheint für Chinas Automobilmarkt angebracht zu sein", meint der Experte.
Viele Autobauer hätten bereits harte Kostenmaßnahmen eingeleitet. Doch Strafzölle wie sie die USA mit 100 Prozent Strafzoll auf chinesische E-Autos seit September 2024 erheben, sind angesichts der Bedeutung Chinas als Absatzmarkt politisch nahezu unmöglich. Zudem würden selbst noch restriktivere Strafzölle seiner Meinung nach nur bedingt helfen, da etwa BYD ein großes Werk in Ungarn mit einer Kapazität von potenziell 300.000 Autos pro Jahr aufbaut. Andere Beispiele seien Leapmotor aus Hongkong, die den Kleinwagen T03 in Polen bauen, und auch Teslas Werk in Grünheide.
Konkurrenzsituation verschärft sich noch
"Deutsche und europäische Autobauer werden so in die Zange genommen, und die Konkurrenzsituation dürfte sich in Europa aller Voraussicht nach noch weiter verschärfen, da der chinesische Auto-Tsunami aus unserer Sicht erst noch bevorsteht", so Stumpfegger. Auch wenn die Bewertungen der Aktien in der Industrie sehr viel Negatives einpreisen, glaubt er, dass die Talsohle der Aktienkurse bei den europäischen Autoaktien noch nicht durchschritten ist, und bleibt bis auf Weiteres vorsichtig. (jh)