Im österreichischen Leitindex ATX (Austrian Traded Index) ging es heuer hoch her. Mit einem Plus von rund 18 Prozent seit Jahresbeginn zogen die Österreicher an großen Indizes wie dem MSCI World vorbei, der nach einem jahrelangen Berglauf gerade Erschöpfungssymptome zeigt. Austro-Aktien wie Voestalpine, RBI oder Wienerberger legten heuer sogar um rund ein Drittel zu. Dennoch fehlt dem ATX, wenn man ihn in seiner prominenten Form als Preisindex betrachtet, immer noch ein ganzes Stück zu den Hochs im Jahr 2007: Momentan steht der Zähler bei rund 4.270 Punkten, damals waren es knapp 5.000.

Anders sieht es im ATX Total Return (ATX TR) aus, der auch die Dividenden mitzählt (Performanceindex). Der überschritt am Donnerstag (6.3.) erstmals die signifikante Marke von 10.000 Punkten. Was eigentlich nur wegen der schönen Ästhetik eine Meldung wert ist. Denn gut unterwegs ist der ATX TR (mit einigen Volatilitäten) schon seit fünf Jahren. Die Vor-Finanzkrisen-Hochs hat der ATX TR schon vor gut vier Jahren übertroffen: Nach dem Abrutscher wegen Corona im Jahr 2020 ging der Performanceindex im Zuge der rasanten V-Erholung an den Börsen durch die Decke; er verdoppelte allein innert eines Jahres annähernd die Punktezahl.

Dividendenindex versus Preisindex
Wer ATX sagt, meint allerdings in der Regel nicht die erfolgreiche TR-Variante, die die Dividenden einrechnet, sondern den "nackten" ATX-Kursindex. Das entspricht dem internationalen Standard, auch die meisten anderen wichtigen Leitindizes stellen auf den Kurs ab. Eine Ausnahme ist der deutsche Aktienmarkt: Mit "dem Dax" ist in der Regel die Performancevariante – also inklusive Ausschüttungen – gemeint. Was auch beim Vergleich der Indizes berücksichtigt werden muss. So hinkt der ATX dem Dax optisch oft nach, während der ATX TR den Dax zum Beispiel auf Sicht der vergangenen zehn Jahre outperformt (Daten: Bloomberg).

"Der ATX als Kursindex bildet für Anlegerinnen und Anleger nur die halbe Wahrheit ab und lässt eine wesentliche Stärke des österreichischen Marktes unbeachtet: die Dividende", so Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse. Die annualisierte Performance des ATX Total Return liege seit Beginn 2002 bei 8,98 Prozent, während jene des ATX ohne Dividenden 5,92 Prozent beträgt. Österreich sei im internationalen Vergleich ein dividendenstarker Markt, so Boschan. Für 2025 erwarten Analysten bei den ATX-Titeln eine durchschnittliche Dividendenrendite von rund sechs Prozent. (eml)