Diese Branchen wären in Deutschland die Opfer eines Handelskriegs
Ein eskalierender Zollkonflikt mit den USA könnte die deutsche Wirtschaft massiv treffen – besonders Branchen mit einer hohen Exportquote in die Vereinigten Staaten. Eine Studie warnt vor Produktionsrückgängen und fordert ein strategisches Vorgehen der EU.
US-Präsident Donald Trump hat am Freitag (23.5.) auf seiner Social-Media-Plattform "Truth Social" angekündigt, ab 1. Juni 50 Prozent Strafzölle für die gesamte EU zu verhängen. Nach einem Telefonat mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gewährte er eine Fristverlängerung bis 9. Juli. Bereits vor dieser neuen Eskalationsstufe hat eine aktuelle Studie (im Anschluss als PDF zum Download) die Folgen eines möglichen Handelskriegs für die deutsche Wirtschaft untersucht, berichtet die "Deutsche Presse-Agentur (dpa)".
Verschiedene Eskalationsszenarien – mit alarmierendem Ergebnis
Die Analyse wurde von Gabriel Felbermayr, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo in Wien, und Experten des Instituts für Weltwirtschaft Kiel im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen durchgeführt. Im zentralen Szenario eines "Zollkriegs" werden 25 Prozent zusätzliche Zölle auf alle Güterimporte zwischen den USA und der EU angenommen – inklusive einer Besteuerung von Dienstleistungsimporten aus den USA.
Das Ergebnis ist alarmierend: Die deutschen Exporte in die USA könnten um bis zu 43 Prozent einbrechen. Insgesamt würden die Exporte um 3,2 Prozent sinken. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) würde um 0,2 Prozent zurückgehen – mit deutlichen Auswirkungen auf exportabhängige Industrien.
Pharma, Auto und Maschinenbau besonders gefährdet
Am stärksten betroffen wären laut Studie Branchen mit hoher Exportquote in die USA: Die Pharmaindustrie müsste mit einem Produktionsrückgang von 8,7 Prozent rechnen, die Automobilbranche mit minus 4,1 Prozent, der Maschinenbau mit minus 3,8 Prozent. Auch bestimmte Regionen, in denen diese Industrien stark vertreten sind, würden überproportional belastet.
Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, kritisiert die US-Zollpolitik als "Erpressungspotenzial". Die daraus resultierende Unsicherheit gefährde langfristige Planungen. Kirchdörfer fordert einen mutigen und klugen Kurs der EU in den Verhandlungen mit den USA.
Handels-Deal als Chance
Die Studie zeigt auch einen positiven Ausblick: Ein umfassendes Handelsabkommen mit den USA könnte das deutsche BIP langfristig um 0,6 Prozent steigern. Für exportorientierte Familienunternehmen wäre dies ein bedeutender Stabilitätsfaktor. (mb)