"Die Hürde ist hoch": SNB-Präsident zur Rückkehr von Negativzinsen
Der Schweizer Notenbankchef Martin Schlegel betont, dass die Rückkehr zu Negativzinsen nur im äußersten Fall erfolgen würde. Gründe sind die Belastungen für Sparer und Pensionskassen. Strafzölle aus den USA und eine schwächelnde Industrie verschärfen die wirtschaftliche Unsicherheit.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hält die Hürde für eine Rückkehr zu Negativzinsen hoch. Grund seien die unerwünschten Nebenwirkungen für Sparer und Pensionskassen, wie Präsident Martin Schlegel betonte. Der Leitzins liegt derzeit bei null. Noch in diesem Monat will die SNB ihre nächste Quartalsentscheidung verkünden.
In einem Interview mit dem "Migros-Magazin" bekräftigte Schlegel die zurückhaltende Linie: "Wir sind uns bewusst, dass der Negativzins unerwünschte Nebenwirkungen haben kann, zum Beispiel für Sparer und Pensionskassen. Die Hürde für ihre Wiedereinführung ist hoch."
Belastung durch US-Strafzölle
Die jüngst von den USA verhängten Einfuhrzölle von 39 Prozent verstärken die Sorgen um die exportabhängige Schweizer Wirtschaft. Sie könnten die ohnehin schwache Inflation zusätzlich unter Druck setzen.
An den Geldmärkten geht man davon aus, dass die SNB den Leitzins bis weit ins kommende Jahr unverändert lassen wird. Im August blieb die Teuerung bereits den dritten Monat in Folge im positiven Bereich – auf Kurs, im Quartalsmittel die im Juni prognostizierten 0,1 Prozent zu erreichen oder zu übertreffen.
Weniger Spielraum für Gegenmaßnahmen
Schlegel erinnerte daran, dass die SNB seit März 2024 die Zinsen schrittweise gesenkt habe, bis sie bei null angekommen seien. Damit stehe nun weniger Handlungsspielraum zur Verfügung, um die Wirtschaft gegen die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle abzufedern.

"In der Geldpolitik darf man nicht abwarten, wenn ein Entscheid nötig ist. Sonst muss man später stärker gegensteuern", führte Schlegel aus.
Wirtschaft in Unsicherheit
Die Auswirkungen der Strafzölle sind für einzelne Unternehmen erheblich, auf die Gesamtwirtschaft jedoch noch schwer abzuschätzen. Zunächst erzeugten die Maßnahmen "eine Menge Unsicherheit", so Schlegel. Viele Firmen hielten sich mit Investitionen zurück – mit Folgen für die Konjunktur.
Die UBS hatte im August ihre Wachstumsprognose für das kommende Jahr gesenkt. Die Krise in der Industrie verschärft sich: Immer mehr Unternehmen denken über Stellenabbau nach oder prüfen eine Verlagerung der Produktion ins Ausland. (mb/Bloomberg)















