Vertreter aus Politik und Verbänden betonten bei einer Diskussionsveranstaltung über Altersvorsorge, den Nutzen des dreigliedrigen österreichischen Modells (staatlich, betrieblich, privat). Die Regierung müsse nach Ansicht der Experten jedoch mehr unternehmen, um die Säulen zu stützen, heißt es in einer Aussendung.

So ist die staatliche Pension nach Ansicht von Wolfgang Panhölzl, Leiter der Sozialversicherung der Arbeiterkammer, keineswegs so brüchig, wie oft dargestellt. Trotzt der starken Zunahme der Pensionsbezieher wachse der Ausgabenanteil kaum. Das zeige der Ageing Report 2021 (AR 2021) der EU-Kommission: Während der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen zwischen 2013 und 2070 in Österreich von 18,2 auf 29,3 Prozent steigt, legen die Pensionsausgaben gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) gerade einmal um einen halben Prozentpunkt zu – nämlich von 13,8 (2013) auf 14,3 Prozent (2070). Reformen der vergangenen Jahrzehnte wie Pensionsharmonisierung, Pensionskonto oder Reform der Invaliditätspensionen würden Wirkung zeigen. Österreich gelte "heute mit seinem sozialen und nachhaltigen Pensionssystem anderen Ländern als Vorbild", so Panhölzl.

Finanzierung hängt am Arbeitsmarkt
Allerdings: Damit das System weiter funktioniert, müsse angesichts einer höheren Lebenserwartung künftig auch länger gearbeitet werden. "Die nachhaltige Finanzierung des Pensionssystems entscheidet sich allem voran am Arbeitsmarkt", erklärt Panhölzl. Es brauche gezielten Maßnahmen, wie Qualifizierung, Prävention, Rehabilitation und Inklusion. "Sonst kann es nicht gelingen, mehr Menschen bis 65 im Job zu halten", sagt der Experte, der die Forderung mit einer Zahl untermauert: Derzeit gehe rund die Hälfte der Frauen nicht aus Beschäftigung, sondern aus Arbeitslosigkeit in Pension. Dementsprechend stelle die Anhebung des Frauenpensionsalters von 60 auf 65 ab 2024 eine Herausforderung dar.

Um gegen Altersarmut bei Frauen vorzubeugen, brauche es außerdem einen "dringenden Ausbau der Kinderbetreuung und der Ganztagsschulen". Nur so könne man Vollzeit mit gutem Einkommen ermöglichen, statt Teilzeitarbeit, die eine Pension mit Abschlägen bedeutet.

Antrittsalter bereits gestiegen
Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter ist den Angaben zufolge seit dem Jahr 2.000 bei den Männern von 58,5 auf 61,9 Jahre gestiegen, also um 3,4 Jahre. Bei den Frauen gab es einen Anstieg um 3,1 Jahre von 56,8 auf 59,9, Jahre.

Helene Schuberth, Chefökonomin des Gewerkschaftsbundes (ÖGB) verwies ebenfalls auf die Sinnhaftigkeit starker staatlicher Pensionssysteme und darauf, dass allein die Privatisierung der Altersvorsorge nicht ausreicht: "Spätestens mit der Finanzkrise 2008/2009, in deren Folge weltweit private Pensionskassen staatlich gestützt werden mussten, erwies sich die Finanzmarkteffizienzhypothese als Trugschluss – ebenso die ursprünglichen Renditeversprechen", so Schuberth. Sie betonte ebenso, dass für eine Sicherung des öffentlichen Pensionssystems die Erwerbsquoten erhöht werden müssten.

Zweite und dritte Säule stützen
Gerald Loacker, Sozialsprecher der NEOS, sprach sich dafür aus, die steigende Lebenserwartung automatisch im Pensionssystem zu verankern. Gutschriften auf dem Pensionskonto sollen auf die statistische Restlebenserwartung verteilt werden. Seiner Ansicht nach müssten aber auch die zweite und dritte Säule stärker ausgebaut werden. Eine dazu im Vorjahr im Parlament eingebrachter Antrag sei von der Regierung bisher nicht berücksichtigt worden, bemängelte der Abgeordnete. "Ohne Reformen bleibt das Versprechen der sicheren Pensionen eine große Lüge", so Loacker.

Günther Schiendl, Vorstand der VBV-Pensionskasse sieht den Ball bezüglich zweiter Säule auch bei den Arbeitgebern. Angesichts des Fachkräftemangels plädierte er dafür, betriebliche Vorsorge als Asset zu betrachten, mit dem man Mitarbeiter an das Unternehmen binden könne. Junge Mitarbeiter würden sich heute mehr als Fitness-Gutscheine erwarten.

Die Diskussion Institutioneller Altersvorsorge Herbstdialog wird laut der Aussendung durch bAV-Anbieter und Investoren so wie aus Regierungsmitteln aus Österreich, Deutschland und der Schweiz getragen. (eml)