Nach Ansicht von Stephan Leithner, Chef der Deutschen Börse, werden aktiv gemanagte Fonds gegenüber passiven Indexfonds benachteiligt. Wie das "Handelsblatt" berichtet, hat der Börsenchef zuletzt die seiner Meinung nach unnötigen und "künstlichen Beschränkungen" beklagt.  

Strenge Obergrenzen für aktive Fonds
Für aktiv gemanagte UCITS-Fonds in der EU gilt die sogenannte 5-10-40-Regel. Sie besagt, dass aktive Fonds maximal zehn Prozent in einem einzelnen Wertpapier anlegen dürfen. Zugleich dürfen alle Positionen mit mehr als fünf Prozent Gewicht zusammen maximal 40 Prozent des Fondsvermögens ausmachen. Die Regel soll das Konzentrationsrisiko in Fonds reduzieren. Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) dürfen dagegen bis zu 20 Prozent der Anlagen in Einzelwerten anlegen.

Das macht sich dann bemerkbar, wenn einzelne Titel im Index ein besonders hohes Index-Gewicht aufweisen. Derzeit macht etwa das Dax-Schwergewicht SAP rund 15 Prozent des Index aus. Denn die Deutsche Börse hat die Obergrenze einzelner Werte vergangenes Jahr von zehn auf 15 Prozent angehoben, nachdem sich in der Vergangenheit der Industrie- und Gasekonzern Linde vom Finanzplatz Frankfurt verabschiedet hatte. Dabei nannte der Konzern die damals geltende Dax-Beschränkung von zehn Prozent als einen Grund. ETFs können die SAP-Aktie mit 15 Prozent problemlos abbilden, aktive Fonds müssen die SAP-Aktie dagegen bei zehn Prozent kappen. Damit wird es für aktive Fonds nahezu unmöglich, den Index zu schlagen, wenn der größte Wert besonders stark abschneidet. Vor Kurzem wurden bereits Pläne der Deutschen Börse zu einem alternativen Dax-40-Index ohne die bestehende Kappungsgrenze bekannt.

Kaum Unterstützung auf europäischer Ebene
Die Deutsche Börse befürwortet laut "Handelsblatt" eine Änderung der UCITS-Regeln, sodass auch aktiv gemanagte Aktienfonds in Europa bis zu 20 Prozent in einzelnen Aktien anlegen dürfen. Dabei erhält sie zwar Unterstützung etwa vom Deutschen Aktieninstitut. Der europäische Fondsverband Efama zeigt sich aber zurückhaltend, eventuell weil die hohe Gewichtung einzelner Titel nur an wenigen europäischen Börsen ein Thema ist. Dagegen teilte der deutsche Fondsverband BVI auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mit, sich bei der nächsten Überprüfung der UCITS-Richtlinie für eine Anhebung der Emittentengrenze von zehn auf 15 Prozent einzusetzen. (jh)