Deutsche Bank Research: Schützen Wohnungsmärkte vor Inflation?
Anhand von Daten für verschiedene Länder hat Jochen Möbert von Deutsche Bank Research untersucht, ob Wohnungsmärkte tatsächlich einen Inflationsschutz für Anleger bieten. Das Ergebnis ist eindeutig.
Angesichts der niedrigen Zinssätze in den 2010er Jahren haben Investoren oftmals Immobilien als Ersatz für die niedrigen Anleiherenditen genutzt, wie Analyst Jochen Möbert von Deutsche Bank Research feststellt. Auch der Zinsschock, der Ende 2021 einsetzte, habe viele Aktien- und Anleihemärkte härter als die Immobilienmärkte getroffen, sodass die Immobilienquoten noch weiter anstiegen. Mit der Zinswende sind Anleihen nun aber wieder interessanter geworden. Dies ist einer der Faktoren, die die Nachfrage nach Immobilienanlagen reduzieren könnten, so Möbert.
"Trotz dieses Gegenwinds bleiben Immobilien, wenn die Inflationsraten hoch bleiben und Immobilien vor Inflation schützen, attraktiv", erläutert der Analyst und ergänzt: "Wir denken, dass die Preise auf dem Immobilienmarkt nur in Ausnahmefällen stagnieren oder fallen werden, während die Preise in der Gesamtwirtschaft stark steigen." Materielle Werte wie Immobilien würden an Attraktivität gewinnen, wenn die Kaufkraft des Geldes sinkt, so Möbert. "Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Immobilienpreise in der Vergangenheit sehr oft weit über der Inflationsrate lagen."
Eindeutige Ergebnisse
Möbert hat OECD-Preisindizes für den Wohnungsmarkt untersucht, in der Regel sei dies der größte Immobilienmarkt eines Landes. Für 16 Länder habe man die Indizes bis ins Jahr 1970 zurück analysieren können. Ergebnis: "Von 1970 bis 2022 übertraf der Anstieg der Hauspreise in allen 16 Ländern die Inflation, und zwar häufig deutlich." Die Spanne der Quoten lag dabei zwischen 1,3 in Deutschland und 5,1 im Vereinigten Königreich. Deutschland, Italien, Japan und Südafrika seien die einzigen Länder gewesen, in denen das Verhältnis der Hauspreissteigerungen zur Inflation unter zwei lag. Die Analyse der fünf Jahrzehnte bis 2020 für alle 41 Länder in der OECD-Datenbank hat demnach ein ähnliches Bild ergeben.
"Unseres Erachtens zeigen diese Ergebnisse eindeutig, dass die Wohnungsmärkte im Allgemeinen einen Inflationsschutz für Anleger bieten", sagt Möbert. Das Gleiche dürfte für Gewerbeimmobilien gelten, so der Analyst. In fast allen Ländern sei der Gewerbeimmobilienmarkt weniger stark reguliert als der Wohnungsmarkt, was in Zeiten hoher Gesamtinflation einen stärkeren Preisanstieg ermögliche. (fp)