Das ist vom Goldmythos zu halten
In Krisenzeiten gilt Gold als "sicherer Hafen". Doch der Goldpreis hat natürliche Grenzen, sagt Gottfried Urban, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Urban & Kollegen.
Anleger sind gut beraten, Gold emotionslos zu betrachten, schreibt Gottfried Urban, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Urban & Kollegen in Altötting, in einem aktuellen Marktkommentar. Sein Argument: Das Edelmetall erwirtschaftet nichts, sein Wert lässt sich dementsprechend nicht nach traditionellen Methoden bewerten. Und auch wenn die Goldindustrie den Mythos von der Krisenwährung nach Kräften nährt: Der einzig greifbare Orientierungspunkt für einen fairen Preis des Edelmetalls sind seiner Meinung nach die Produktionskosten. "Damit ist das Kurspotenzial in beide Richtungen limitiert", folgert Urban.
Liegt der Goldpreis deutlich über den Kosten der Metallgewinnung, produzieren die Minen mehr. Das Angebot steigt. In Folge fällt der Goldpreis. Sinkt der Goldpreis so weit, dass er sich den Produktionskosten nähert, schränken die Produzenten die Förderung ein. Das Angebot sinkt, der Goldpreis stabilisiert sich. Das Szenario, dass das Geldsystem zusammenbricht und nur noch Gold als Zahlungsmittel funktioniert, hält der Experte kurz- und mittelfristig für unwahrscheinlich. "Man sollte es wie die Notenbanken machen und einen kleinen Teil des Vermögens in Gold halten", rät er, "als Reserve für den wirklichen Ernstfall". Vom Mythos des "einzig wahren Rettungsankers in wirtschaftlicher Not" und dem "ultimativen Schutz vor Kaufkraftverlust" hält er dagegen: nichts.
Bei 2.100 US-Dollar ist Schluss
In schwachen Goldjahren haben die Gesamtkosten der Goldgewinnung zuletzt immer die Preisuntergrenze gebildet, analysiert Urban – und setzt zugleich auch eine Grenze nach oben. Er belegt seine These mit der Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte. "Selbst in Übertreibungsphasen war in der Vergangenheit meist bei einem Aufschlag von 50 Prozent zu den All-In-Kosten der Hochpunkt erreicht", schreibt Urban. Daraus schließt er für das kommende Jahr, in dem der Abbau einer Unze Gold seiner Schätzung nach etwa 1.500 US-Dollar kosten wird: "Die Preisspanne dürfte 2023 zwischen 1.500 und 2.100 Dollar pro Unze liegen." Einen Anstieg über die Höchstmarken der Vergangenheit hält er aktuell für unwahrscheinlich. Sein Fazit: "Wer immer in der Nähe der Gesamtkosten der Goldindustrie einkauft, macht mittelfristig nicht viel falsch." (fp)