Dank KI und Tech-Boom: Investoren kehren nach China zurück
Internationale Vermögensverwalter entdecken China neu: Eine Billionenrally, technologische Fortschritte und steigende Kapitalzuflüsse locken Fondsmanager zurück. Anleger sehen wieder Chancen – und verdrängen frühere Zweifel am "nicht investierbaren" Markt.
Internationale Vermögensverwalter wenden sich nach Jahren der Zurückhaltung wieder dem chinesischen Markt zu. Treiber sind die anhaltende Rally am Aktienmarkt sowie die Fortschritte des Landes in Schlüsselbereichen wie Hochtechnologie. Laut Goldman Sachs waren internationale Hedgefonds im vergangenen Monat so aktiv in Onshore-Aktien wie seit vielen Jahren nicht mehr – ein scharfer Kontrast zu 2021, als Kunden der Wall-Street-Bank den Markt noch als "nicht investierbar" bezeichneten.
Angst, Chancen zu verpassen
Auch die Allianz-Fondstochter Pimco bestätigt: Investoren fürchten heute stärker, Gelegenheiten zu verpassen, als Risiken einzugehen. Offizielle Daten zeigen, dass Kapital aus dem Ausland über mehrere Anlageklassen hinweg nach China fließt. Alles zusammengenommen deutet dies auf eine Trendwende hin – nach einer Phase, in der internationale Investoren den Markt wegen regulatorischer Eingriffe und der Immobilienkrise gemieden hatten. Die diesjährige Aktienrally am Onshore-Markt im Volumen von 2,7 Billionen Dollar war schlicht zu groß, um sie zu ignorieren. Die weiterhin untergewichtete Positionierung internationaler Fonds lässt zudem Spielraum für weiteres Engagement.
Fundamentaldaten statt Politik
"Globale Investoren haben ein deutlich wachsendes Interesse an chinesischen Vermögenswerten gezeigt”, erklärte Joseph Zhang, Portfoliomanager bei Fidelity International, der seine Bestände in China bereits erhöht hat. "Dieses Jahr unterscheidet sich dadurch, dass die Neubewertung chinesischer Anlagen nicht mehr von politischen Maßnahmen getrieben wird, sondern von besseren Fundamentaldaten. Das Vertrauen der Investoren wird wahrscheinlich weiter wachsen."
Wandel gegenüber 2021
Damit hat sich das Bild klar verändert im Vergleich zu den Jahren nach dem Markthoch 2021, als Fondsmanager China noch als zu riskant einstuften. Heute herrscht neue Zuversicht – getragen von Fortschritten in künstlicher Intelligenz und der Widerstandskraft der chinesischen Wirtschaft gegenüber US-Sanktionen. Größere Kapitalzuflüsse könnten zudem den Yuan stärken und Präsident Xi Jinpings Ziel unterstützen, die Rolle der Währung im globalen Finanzsystem auszubauen.
Makro-Faktoren als Rückenwind
Auch die internationale Lage spielt China in die Karten. Die konfrontative Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump, die Zinssenkungen der Federal Reserve und das wachsende Haushaltsdefizit der USA lassen Anleger verstärkt nach Alternativen zu Dollar-Investments suchen – und lenken den Blick erneut auf den riesigen chinesischen Markt.
"Mit der steigenden Risikobereitschaft und einer schwächeren Dollar-Entwicklung profitieren Märkte wie China", erklärte Chang Hwan Sung, Multi-Asset-Portfoliomanager im Investment-Solutions-Team von Invesco. Sein Fonds habe die Gewichtung chinesischer Aktien bereits erhöht.

Kapitalzuflüsse erreichen neue Dimensionen
In der ersten Jahreshälfte stockten ausländische Investoren ihre Bestände an Onshore-Aktien, Anleihen, Krediten und Einlagen massiv auf – ein gleichzeitiger Zuwachs, wie er zuletzt 2021 beobachtet wurde. Laut Daten der People’s Bank of China lagen die Nettozuflüsse bis Juni rund 60 Prozent über dem Gesamtwert des Jahres 2024. Dieser Trend dürfte sich fortgesetzt haben. "Ausländische Investoren haben im August Onshore-Aktien und -Anleihen per saldo insgesamt gekauft”, erklärte Li Bin, Vizedirektor der Devisenaufsicht SAFE, bei einem Briefing Anfang des Monats.
Technologie als Haupttreiber
Getragen wird der Stimmungswandel vor allem vom Technologiesektor. Schwergewichte wie Alibaba entwickeln eigene KI-Modelle, während Chiphersteller wie Cambricon Technologies mit technologischen Durchbrüchen aufhorchen lassen. "Globale Investoren werden ihre Allokationen in chinesische Vermögenswerte in den kommenden Jahren erhöhen”, sagte Yerlan Syzdykov, Chef des Bereichs Schwellenländer bei Amundi UK. Treibende Kräfte seien dabei die Furcht, Chancen zu verpassen, sowie attraktive Perspektiven in Zukunftsbereichen wie Klimatechnologie und künstlicher Intelligenz. (mb/Bloomberg)
















