China-Experte: Aktienaufschwung im politischen Spannungsfeld
Chinesische Aktien haben trotz der drohenden weiteren Eskalation des Handelskriegs mit den USA deutlich zugelegt. Der Leiter eines Hongkonger Asset Managers erwartet mehr Klarheit für Wirtschaft und Börse beim Volkskongress Anfang März.
Für den neuen US-Präsidenten Donald Trump sind Importzölle gegen den globalen Konkurrenten China, dessen Konjunktur ohnehin schwächelt, auch in dieser Amtsperiode einer der Schwerpunkte seiner Handelspolitik. Trotzdem konnte der chinesische Aktienmarkt seit Trumps Amtsantritt deutlich mehr zulegen als die US-Indizes. Jean-Marie Mercadal, Chef des Hongkonger Asset Managers Syncicap, der zu Ofi Invest gehört, sieht weiter gute Chancen in China, ohne aber die Risiken aus dem Blick zu verlieren.
Tech-Sektor überrascht positiv
Mercadal vertritt im Gegensatz zu vielen anderen Experten die These, dass China heute besser auf einen Handelskrieg mit den USA vorbereitet sei als noch 2018 und sich das Kräfteverhältnis der beiden Volkswirtschaften eher zugunsten Chinas verlagert habe. Zudem zeige sich der chinesische Tech-Sektor gerade äußerst vital, obwohl der Zugang zu den leistungsfähigsten US-Halbleitern fehlt. Nach Deepseek habe das zuletzt auch Alibaba mit großen Fortschritten bei seinem KI-Modell demonstriert. Alibaba sei zudem der Hauptgewinner der aktuellen Rally mit einem besonders starken Kursanstieg.
Zwar sei die wirtschaftliche Stimmung in China noch immer insgesamt schlecht. Vor allem der Verfall der Immobilienpreise um 30 Prozent seit 2021 belaste die Verbraucher hart. Zudem sei die Jugendarbeitslosigkeit mit rund 20 Prozent enorm hoch und drücke auf das Konsumklima. Seit September 2024 haben die chinesischen Behörden aber eine Reihe von Gegenmaßnahmen ergriffen, so Mercadal. Ob diese Reformen wirken und das Vertrauen von Privathaushalten und Unternehmen wieder herstellen können, sei noch offen, für die wirtschaftliche Zukunft Chinas werde aber genau das entscheidend sein.
Volkskongress könnte den Weg weisen
Mehr Klarheit darüber erhofft sich Mercadal von der Jahrestagung des Volkskongresses Anfang März. Bis dahin sollte die Regierung in der Lage sein, die Verbraucherstimmung zu beurteilen. Darüber hinaus können die politischen Entwicklungen des Kongresses einen erheblichen Einfluss auf die Finanzmärkte haben. (jh)