"Das Trump-Team glaubte fest daran, dass Chinas schwache Wirtschaft Peking zur Aufgabe zwingen würde, sobald die USA hohe Zölle verhängen", erklärte Wu Xinbo. Der Chef des Zentrums für Amerikastudien der Fudan-Universität in Schanghai hat im vergangenen Jahr eine Delegation des Außenministeriums zu Gesprächen mit US-Politikern und Topmanagern geleitet.

China sei jedoch weder eingebrochen noch habe es kapituliert, so Wu am Freitag (25.4.) während einer Diskussion in Schanghai. "Die USA haben die Lage falsch eingeschätzt. Sie sind zudem schlecht auf die Konfrontation mit China vorbereitet."

Das Schicksal der globalen Wirtschaft und der Finanzmärkte hängt entscheidend davon ab, ob ein langer Handelskrieg zwischen den USA und China vermieden werden kann. Seit Amtsantritt hat Trump auf die meisten chinesischen Waren Zölle von 145 Prozent verhängt. Peking antwortete mit Gegenzöllen. Der Handel zwischen den beiden größten Volkswirtschaften wird damit ausgebremst.

China dementiert Verhandlungen
Trump versuchte mehrfach, Chinas Präsident Xi Jinping telefonisch zu erreichen, seit er die Zölle eingeführt hat. Kürzlich behauptete er, Verhandlungen seien im Gange, ohne Details zu nennen. China bestreitet jedoch, dass derzeit Handelsgespräche stattfinden. Außenministeriumssprecher Guo Jiakun erklärte am Freitag, die USA sollten "die Öffentlichkeit nicht in die Irre führen".

Vor Gesprächen erwartet China, dass Trump mehr Respekt zeigt. Dazu gehört laut einem "Bloomberg"-Bericht die Eindämmung abfälliger Äußerungen seiner Kabinettsmitglieder. Außerdem soll Washington einen konkreten Verhandlungsbeauftragten benennen und Chinas Anliegen hinsichtlich Sanktionen und Taiwan ernsthaft berücksichtigen.

Die Spannungen zwischen beiden Ländern sind augenfällig: Sowohl der chinesische Zentralbankchef Pan Gongsheng als auch Finanzminister Lan Fo'an waren in Washington – anlässlich der Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank. Zunächst hatten jedoch beide keine Gespräche mit Vertretern der Trump-Regierung angekündigt. Üblicherweise treffen sich chinesische und amerikanische Beamte während dieser Veranstaltungen.

Handelskonflikt tritt in "hochintensive" Phase ein
Am Freitag hat Chinas Handelsministerium eine zweitägige Krisensitzung abgeschlossen. Dabei wurde festgestellt, dass die Handelskonflikte nun in eine "hochintensive" Phase eingetreten seien. Das Ministerium rief dazu auf, Zuversicht und Ruhe zu bewahren. Peking kündigte an, zur Abwehr zunehmender externer Schocks "in vollem Umfang" Notfallpläne vorzubereiten. 

Wu sieht die USA und China in einer äußerst konfrontativen Pattsituation. Er warnte vor einer möglichen weiteren Eskalation. Besonders betroffen könnten Bereiche wie Finanzen, Technologie, Sicherheit sowie der kulturelle Austausch sein.

Peking zeigt USA die kalte Schulter
Trump signalisierte zuletzt gegenüber Peking Dialogbereitschaft. Er stellte eine "wesentliche" Reduzierung der Zölle in Aussicht, für den Fall, dass eine Einigung erzielt wird. Der US-Präsident versprach, in Verhandlungen moderat vorzugehen. Peking fordert allerdings die Aufhebung aller einseitigen US-Zölle und signalisierte damit, dass Präsident Xi keine Eile hat, Verhandlungen aufzunehmen.

Arthur Kroeber vom Institut Gavekal Dragonomics in New York glaubt, Trump werde wegen inflationssteigernder Zölle Zugeständnisse machen müssen. "Die USA werden letztlich erkennen, dass Verhandlungen mit China unumgänglich sind", sagte er. "Die Frage ist nur, wann und unter welchen Umständen das geschieht." (mb/Bloomberg)