Chefvolkswirt: "Eine Phase großer Umbrüche"
Erst seit wenigen Tagen ist Donald Trump wieder Präsident der USA. Sein Name dominiert indes seit einiger Zeit die Ausblicke der Investmentprofis. Wie schätzt Felix Herrmann von Aramea AM die Aussichten an den Kapitalmärkten ein? Hier sind seine Prognosen.
Sowohl konjunkturell als auch geldpolitisch sei die Situation in den USA eine gänzlich andere als in der Eurozone, meint Felix Herrmann, Chefvolkswirt bei Aramea Asset Management in Hamburg. "Die Robustheit der US-Wirtschaft trotz zuvor invertierter Zinskurve und hoher Zinsen beweist: Wir haben es ganz offensichtlich nicht mit einem normalen Zyklus zu tun, sondern befinden uns vielmehr in einer Phase großer struktureller Umbrüche", so Herrmann. "Megatrends und nicht Konjunkturzyklen bestimmen in dieser Phase darüber, welche Volkswirtschaft 'rund läuft' und welche zurückfällt."
Die Vereinigten Staaten als Epizentrum des KI-Trends agierten weiter als Motor der Weltwirtschaft. Europa kämpfe derweil mit strukturellen Problemen und einer schwächelnden Wachstumsdynamik, weil man hier zumindest aktuell noch nicht von den Megatrends profitieren könne. "Es lässt sich kaum mehr leugnen, dass wir längst in einer Trump'schen Welt mit mehr Protektionismus, eigennütziger Industriepolitik und steigenden geopolitischen Spannungen leben", so Herrmann. "Wahr ist auch: Europa ist bislang der große Verlierer dieser neuen Weltordnung."
Aktien aus den USA ...
Für den Aktienmarkt in den USA erwartet Herrmann, dass die Agenda des neuen US-Präsidenten Donald Trump die Kluft zwischen Gewinnern und Verlieren vergrößert. "So sollten etwa Banken, Energiefirmen beziehungsweise klein- und mittelgroß kapitalisierte Firmen in den USA von einer weniger strengen Regulierung profitieren", meint Herrmann.
Europas Aktienmarkt dürfte nach seiner Einschätzung den US-Markt in den kommenden Monaten nur schwerlich übertreffen können. "Das stärkste Argument pro Europa ist vermutlich, dass der gesamte Markt dies so einzuschätzen scheint und sich die Dinge gerade dann oft anders entwickeln", stellt Herrmann fest.
... und Anleihen aus Europa
Am Rentenmarkt habe die Normalisierung der Zinskurven sowohl in den USA als auch der Eurozone länger laufende Anleihen wieder interessanter gemacht. Angesichts der europäischen Wachstumsschwäche seien lange Laufzeiten in der Eurozone nun jedoch attraktiver als in den USA, wo die Trump'sche Politik zunächst eher Aufwärtsdruck auf die Renditen erzeugen könnte.
"Fortgesetzte Zinssenkungen seitens der Europäischen Zentralbank, die im Zweifel eher umfangreicher ausfallen dürften, sollten Bundesanleihen generell gut unterstützt halten, wenngleich Zinssenkungen per se natürlich kein Garant für fallende Zinsen am langen Ende sind", erläutert Herrmann. Da die eingepreiste Endrate der EZB zudem bereits deutlich unterhalb der Marke von zwei Prozent liege, sei der Spielraum für weitere Zinsrückgänge entlang der Bund-Kurve überschaubar. "Insgesamt dürften sich die Zinsen in Deutschland somit tendenziell seitwärts bewegen", erwartet der Chefvolkswirt. Bei Unternehmensanleihen gilt es nach seiner Einschätzung 2025 vor allem, problembehaftete Sektoren zu meiden. An erster Stelle nennt er in diesem Zusammenhang den Automobilsektor.
Wie der Ausblick von Herrmann für die einzelnen Asset-Klassen im Detail aussieht, erfahren Sie in der Bilderstrecke oben! (fp)