Chefanalyst: Dieses Verhalten könnte Sie Ihre Rente kosten
Wer in turbulenten Aktienzeiten seinen Aktienanteil reduziert, erzielt langfristig oft unterdurchschnittliche Erträge. Duncan Lamont von Schroders erklärt, warum es besser ist, investiert zu bleiben.
Die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten haben Anleger verunsichert und zu verstärkten Verkäufen getrieben. Doch Geduld und Besonnenheit sind gerade in solchen Zeiten von Vorteil, sagt Duncan Lamont, Leiter des Strategy-Researchs bei Schroders. Dafür führt er mehrere Gründe an.
Zeit spielt Aktieninvestoren in die Hände
Sein erstes Argument: "Investitionen am Aktienmarkt sind zwar kurzfristig sehr riskant, langfristig jedoch stellen sie ein geringeres Risiko dar – im Gegensatz zu Bargeld." Dazu betrachtet Lamont die US-Aktienmarktdaten der vergangenen 100 Jahre. Bei einer einmonatigen Anlage hätten Investoren demnach inflationsbereinigt in 40 Prozent der Fälle Geld mit Aktien verloren.
Je länger die Anlagedauer, umso weiter verschieben sich aber die Chancen zugunsten der Anleger. Bei einem Zeithorizont von fünf Jahren hätten Anleger nur noch in 22 Prozent Verluste gemacht, bei zehn Jahren nur noch in 13 Prozent. "In unserer Analyse gab es keinen 20-Jahres-Zeitraum, in dem Aktien inflationsbereinigt Geld verloren haben", so Lamont. Bargeld hingegen möge zwar sicherer erscheinen, doch die Wahrscheinlichkeit, dass sein Wert durch die Inflation gemindert wird, sei wesentlich höher.
Dazu kommt: Kurzfristige Wertverluste von mehr als zehn Prozent sind laut Lamont zwar eher die Regel als die Ausnahme – die langfristigen Renditen sind jedoch solide. Betrachte man die weltweiten Aktienmärkte, so würden Aktien trotz regelmäßiger Unebenheiten hohe durchschnittliche jährliche Renditen erzielen. Der Experte sagt: "Das Risiko eines kurzfristigen Verlusts ist der Preis für die langfristigen Gewinnen, die eine Anlage am Aktienmarkt bringen kann."
Aussteigen kann teuer werden
Umso wichtiger ist sein nächster Rat: "Nach großen Kursverlusten auszusteigen, könnte Sie Ihre Rente kosten." Zwar ist der Markt bisher nicht allzu stark gefallen, doch sind weitere Schwankungen und das Risiko von Kursverlusten seiner Meinung nach nicht auszuschließen. In diesem Fall, so Lamont, könne es sehr viel schwieriger werden, sich nicht von Emotionen leiten zu lassen und aus Aktien auszusteigen. "Unsere Untersuchungen zeigen jedoch, dass dies in der Vergangenheit die schlechteste finanzielle Entscheidung war, die Anleger hätten treffen können. Es garantiert nahezu, dass es sehr lange dauern würde, die Verluste wieder auszugleichen", sagt der Research-Leiter. So wären etwa Anleger, die in der Finanzkrise 2008 nach den ersten 25 Prozent Verlusten in Bargeld umgeschichtet hätten, mit ihrem Portfolio noch heute in der Verlustzone.
Dazu kommt laut Lamont, dass sich Aktienmarktinvestitionen gerade in Zeiten erhöhter Angst besser entwickelt haben als erwartet. Das "Angstbarometer" des US-Aktienmarktes, der Vix-Volatilitätsindex, habe in den vergangenen Wochen neue Höchststände erreicht. In der Vergangenheit war es aber eine schlechte Idee für Anleger, in Zeiten erhöhter Angst zu verkaufen. Solche Umschichtungsstrategien bei erhöhtem Vix-Index würden historisch klar hinter kontinuierlichen Aktienanlagen zurückbleiben. (jh)