Die Europäische Zentralbank sollte ihre Geldpolitik nicht überstürzt weiter lockern, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Dienstag (25.2.). Zwar sei man zuversichtlich, dass die Inflation im Jahresverlauf auf zwei Prozent zurückgehen werde, doch aktuelle Daten zeigten, dass weiterhin Vorsicht geboten sei.

"Im gegenwärtig unsicheren Umfeld bringt es nichts, öffentlich zu spekulieren, wo wir im Sommer oder am Jahresende zinspolitisch stehen", erklärte Nagel bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2024 der Deutschen Bundesbank. "Angesichts der jüngsten Inflationserfahrungen und der hohen Unsicherheit ist es ratsam, geldpolitisch einen Schritt nach dem anderen zu machen", fügte er hinzu. "Und mit Blick auf weitere Zinssenkungen nichts zu überstürzen."

Uneinigkeit im EZB-Rat
Da die EZB kurz davor steht, eine Inflationsrate von zwei Prozent zu erreichen, gehen die Meinungen im EZB-Rat auseinander, wie weit die Geldpolitik noch gelockert werden sollte.

Während einige Währungshüter angesichts des anhaltenden Preisdrucks für eine Unterbrechung oder einen Stopp der Zinssenkungen plädieren, rechnen andere mit bis zu drei weiteren Zinssenkungen bis Mitte des Jahres, um die schwächelnde Wirtschaft im Euroraum zu stützen.

Nagel sprach sich dafür aus, dass die EZB ihrem bisherigen datenabhängigen Ansatz treu bleiben sollte, ohne sich vorab auf einen festen Zinspfad festzulegen.

Insgesamt sei der Preisausblick "recht ermutigend", was es der EZB ermöglichen würde, die Leitzinsen weiter zu senken, wenn die Inflation in den kommenden Monaten das Ziel von zwei Prozent erreicht. "Die nach wie vor erhöhte Kerninflation und die unvermindert starken Preissteigerungen bei Dienstleistungen mahnen jedoch zur Vorsicht", betonte Nagel. (mb/Bloomberg)