Bundesbankchef: "Fühle mich ziemlich wohl mit aktueller EZB-Position"
Bundesbankpräsident Joachim Nagel zeigt sich mit dem geldpolitischen Kurs der EZB zufrieden. Eine Änderung der Zinsen sei derzeit nicht nötig – es sei denn, neue Daten erzwingen eine Neubewertung. Auch zu China findet Nagel deutliche Worte.
Bundesbankpräsident Joachim Nagel sieht derzeit keinen Anlass für eine Änderung der geldpolitischen Ausrichtung der Europäischen Zentralbank. Solange die kommenden Wirtschaftsdaten keine neuen Erkenntnisse liefern, sei der aktuelle Kurs aus seiner Sicht richtig.
"Ich fühle mich ziemlich wohl mit der aktuellen Position", sagte Nagel am Donnerstag (16.10.) in einem Interview mit "Bloomberg TV" in Washington, wo er an der Jahrestagung von IWF und Weltbank teilnimmt.
EZB laut Nagel nahe am Inflationsziel
Das EZB-Ratsmitglied betonte, er sei "ziemlich zuversichtlich", dass die Inflation dem EZB-Ziel von zwei Prozent nahe sei. Gleichzeitig sei er nicht "besonders besorgt", dass dieses Ziel über längere Zeit verfehlt werden könnte.
"Wenn neue Daten vorliegen, die mich zu einer anderen Meinung veranlassen, bin ich offen für Änderungen. Aber im Moment würde ich sagen, dass wir gut aufgestellt sind.", so Nagel weiter.
EZB dürfte Zinsen vorerst stabil halten
Nach acht Zinssenkungen im aktuellen Zyklus gilt eine weitere Reduzierung der Leitzinsen in diesem Jahr als unwahrscheinlich. Die Inflation nähert sich dem Zielwert, während sich die europäische Wirtschaft trotz anhaltender Risiken – von Handelskonflikten über geopolitische Spannungen bis zu globalen Unsicherheiten – als vergleichsweise robust erweist.
Bereits in der vergangenen Woche hatte Nagel betont, es gebe eine "ziemlich hohe Hürde", um den geldpolitischen Kurs zu ändern.
EZB-Ratsmitglieder uneins über weiteres Vorgehen
Nicht alle Ratsmitglieder teilen Nagels Zurückhaltung. Francois Villeroy de Galhau, Gouverneur der französischen Zentralbank, schließt weitere Zinssenkungen nicht aus. Er verweist darauf, dass Abwärtsrisiken für Wachstum und Inflation weiterhin überwiegen und die EZB flexibel bleiben müsse.
Nagel warnt China vor Marktverzerrungen
Nagel äußerte sich auch zu möglichen Auswirkungen der US-Handelspolitik auf Europa. Er räumte ein, dass China infolge höherer US-Zölle versuchen könnte, kostengünstige Produkte nach Europa umzuleiten.
"Wir müssen mit China reden", sagte Nagel. "China muss verstehen, dass es Europa nicht mit billigen Waren überschwemmen kann. Das wäre keine akzeptable Strategie." (mb/Bloomberg)















