Bundesbank-Chef pocht auf weitere Zinserhöhungen
Trotz der Abkehr der Europäischen Zentralbank von den ultra-niedrigen Zinsen passt das Niveau noch lange nicht zu den Teuerungsraten, meint Bundesbank-Präsident Nagel. Er fordert weitere Anhebungen der Leitsätze.
Die Europäische Zentralbank (EZB) müsse die Leitzinsen noch weiter anheben. Dafür plädierte Bundesbank-Chef Joachim Nagel am Samstag (17.9.) auf dem Tag der offenen Tür der deutschen Notenbank in Frankfurt. Als Grund verwies er auf die anhaltende Teuerung. "Der Ausblick ist so, dass die Inflationsraten, so wie es aus heutiger Sicht ausschaut, noch weiter nach oben weisen", sagte Nagel der Nachrichtenagentur "Reuters" zufolge.
Die EZB hatte im Juli die Zinswende eingeleitet und die Geldsätze erstmals seit 2011 angehoben, und zwar um 0,5 Prozentpunkte. Beim zweiten Schritt Anfang September hoben die Währungshüter die Zinsen gleich um 0,75 Prozentpunkte an. Der Leitzins liegt damit inzwischen bei 1,25 Prozent und der sogenannte Einlagensatz bei 0,75 Prozent. Im August war die Inflation im Euro-Raum auf 9,1 Prozent geklettert.
Neutrale Rate noch weit weg
Die Inflation habe sich schon in fast alle Lebensbereiche hineingefressen, sagte Nagel. "Wir sind noch sehr weit weg mit den Zinsen, wo die Zinsen dann zu der Inflationsrate passen", so der Bundesbanker. Das derzeitige Niveau sei noch weit davon entfernt, die Wirtschaft zu bremsen – oder anzuschieben. "Von dieser neutralen Rate, da sind wir noch ein ganzes Stück weit weg", sagte Nagel. Weitere Zinserhöhungen seien daher geboten. "Da muss noch was passieren, da muss noch was nach oben gehen." Die nächste Zinssitzung der EZB ist für den 27. Oktober geplant. (ert)