Börsen-Profi: Vorsicht bei der Dividendenjagd
Die Dividendensaison steht bevor. Georg Geiger, Gründer und Vorstand der Value-Holdings, warnt Anleger allerdings vor der kurzfristigen Jagd nach Ausschüttungen. Dividendenstrategien seien vor allem langfristig sinnvoll.
In den kommenden Monaten schütten zahlreiche Aktiengesellschaften wieder Dividenden an ihre Anteilseigner aus. Einiges spricht für Georg Geiger, Vorstand der Augsburger Value-Holdings, dafür, dass auch 2025 ein attraktives Jahr für Dividendenjäger werden dürfte. Er warnt Anleger aber davor, kurz vor dem Dividendentermin die aussichtsreichsten Aktien zu kaufen, nur um die Dividende einzustreichen.
Dividendenrekord in Sicht
Geiger verweist auf Berechnungen von Allianz Global Investors, wonach Unternehmen aus dem Aktienindex MSCI Europe in diesem Jahr so viel ausschütten wie noch niemals zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr könnten die Dividenden demnach um vier Prozent auf 459 Milliarden Euro steigen. Und wie jedes Jahr dürften sich auch jetzt wieder viele Anleger auf die Suche nach aussichtsreichen Aktien mit hohen Ausschüttungen machen, so Geiger. Doch er rät zur Vorsicht: "Aktien kurz vor der Hauptversammlung zu kaufen und im Anschluss der Aktionärsversammlung wieder zu verkaufen, mag auf den ersten Blick eine gute Strategie sein; in der Praxis geht dieses Konzept allerdings nicht auf."
Der Grund ist einfach: Am Tag der Dividendenausschüttung – der sogenannte "Ex-Tag" – wird die Dividende vom Aktienkurs abgezogen, die Aktie wird also mit einem Abschlag in Höhe der Bruttodividende gehandelt. Wer kurz vor der Ausschüttung die Aktie eines Unternehmens kauft und sie am Tag der Ausschüttung wieder verkauft, macht daher oft Verluste. Zumal deutsche Anleger auf die Dividende auch noch eine Abgeltungsteuer von 25 Prozent zahlen müssen. Geigers Analyse der Aktienkurse von Allianz, BASF, Mercedes-Benz, Freenet und Evonik zeigt: "Der Kursabschlag am Ex-Tag ist unter Berücksichtigung von Steuern bei Handelsschluss oft größer als die ausgezahlte Dividende." Hinzu kommen Handelsgebühren rund um den Kauf und Verkauf einer Aktie, die den Ertrag schmälern.
Dividendenaktien lohnen sich auf lange Sicht
Anders sieht das Ganze laut Geiger hingegen aus, wenn dividendenstarke Aktien für den langfristigen Vermögensaufbau genutzt werden, insbesondere wenn ein Unternehmen seine Dividende kontinuierlich steigert. So hätten Anleger bei den von ihm analysierten fünf Firmen in den vergangenen zehn Jahren bis zu 55 Prozent und im Durchschnitt 35,5 Prozent ihres ursprünglichen Investments als Nettodividende erhalten. "Dies macht klar: Wer auf die richtigen Unternehmen setzt und einen langen Atem hat, kann mit Dividendenaktien langfristig attraktive Renditen erzielen." (jh)