Börsen "nähern sich Nirwana": Fed löst breiteste Rally seit 2021 aus
Die Fed hat mit ihrer Zinssenkung einen neuen Höhenflug an den Märkten ausgelöst. Aktien, Anleihen und Rohstoffe steigen im Gleichklang – zuletzt in diesem Ausmaß 2021. Doch hinter der Euphorie lauern Inflationsrisiken und Zweifel, ob die Fed so stark lockern wird, wie Anleger hoffen.
Mit ihrer Zinssenkung hat die US-Notenbank Federal Reserve vergangene Woche den Märkten frischen Schub verliehen. Der September entwickelt sich damit zum breitesten "Cross-Asset-Surge" seit 2021, wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg" schreibt: Aktien, Anleihen und Rohstoffe steigen im Gleichklang – Angst weicht Gier.
Eine Zinssenkung, die einst für Vorsicht gesorgt hätte, befeuerte diesmal risikoreiche Anlagen wie Junk Bonds und verlustreiche Tech-Aktien. Globale Börsen erreichten neue Rekordstände, während Kreditaufschläge auf Niveaus von 1998 fielen.
"Märkte sind auf Perfektion ausgerichtet"
"Die Aktienmärkte nähern sich dem Nirwana: Das Wachstum ist stark genug und die Fed senkt trotzdem", sagte Matt Miskin von Manulife John Hancock Investments am Freitag (19.9.). "Die Märkte sind in einer alles andere als perfekten Welt auf Perfektion ausgerichtet – aber diese Woche bekamen die risikofreudigen Märkte, was sie wollten."
Analysten sehen in der Robustheit des Konsums, im KI-Boom und im abgeschwächten Zollkurs des Weißen Hauses die wichtigsten Treiber für die Rally. Dieser Mix belohnt mutige Investoren ebenso wie ausgewogene Portfolios.
Rekordserie an den Märkten – ist es eine Blase?
Der S&P 500 legte drei Wochen in Folge zu, das Plus seit Jahresbeginn beträgt 13 Prozent. Nicht rentable Tech-Werte stiegen in fünf Tagen um neun Prozent, der Russell 2000 kletterte sogar sieben Wochen in Serie. Hochzinsanleihen verzeichneten ihre längste Rally aller Zeiten.
Parallelen zu früheren Überhitzungen sind unverkennbar. Doch Strategen der Bank of America sehen die Euphorie noch nicht auf dem Niveau der Tech-Blase in den späten 1990er-Jahren. Auch hohe Investitionen in künstliche Intelligenz seien aktuell durch freie Cashflows abgesichert.
Erste Skepsis – doch Käufer bleiben
Trotz der Euphorie gibt es Anzeichen von Vorsicht: Short-Positionen im Russell 2000 steigen, gehebelte Short-ETFs und Gold verzeichnen Zuflüsse. "Der Markt wird enttäuscht sein – die Fed wird die Zinsen nicht so stark senken, wie es eingepreist ist", warnte Brij Khurana von Wellington Management. Doch viele sehen genau darin Potenzial für weitere Kursgewinne.
Don't fight the Fed?
Am Ende bleibt die Frage: Handelt es sich um eine rationale Neubewertung in einer Welt niedrigerer Zinsen – oder um den Auftakt einer neuen Blase? Für Raphael Thuin von Tikehau Capital ist klar: "Wir haben noch viele Zinssenkungen vor uns – und die Devise lautet: Don't fight the Fed." (mb/Bloomberg)












