Blockchain sei eine Chance für traditionelle Finanzdienstleister, neues Geschäft zu generieren. Aber wer sich nicht beeilt, den wird die neue Technologie über den Haufen rennen. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie des Beratungsunternehmens Rolad Berger.

Die Consultants wählen als Argumentationsgrundlage die Zahlen des World Economic Forum. Demnach werden zehn Prozent des globalen BIP bereits 2025 via Blockchain-Technologie abgewickelt. Finanzunternehmen müssen relativ schnell die Blockchain für sich definieren, um nicht unter die Räder zu kommen, heißt es in der Untersuchung. Interessierte finden das Skript im Anhang zum Nachlesen.

Zweifellos: Blockchain, zunächst vor allem als Technik hinter der Digitalwährung Bitcoin bekannt geworden, beschäftigt mittlerweile einige Vorreiterinstitute der "alten Schule", darunter die US-Technologiebörse Nasdaq oder die Investmentbank JP Morgan. Das zentrale Element der Blockchain: Jede Information, beispielsweise Kontostände oder Wertpapiertransaktionen, wird dezentral – also auf mehreren voneinander unabhängigen Rechnern – gespeichert. Der Informationsabgleich kann auf Daten von Millionen von Nutzern zurückgreifen. Was unübersichtlich klingt, soll in Wirklichkeit für mehr Transparenz und Sicherheit sorgen. Ein einzelner Betrüger, der versucht, mit einer falschen Info Erfolg zu haben, wir durch den Abgleich mit den restlichen verfügbaren Daten schnell enttarnt.

Schneller zu neuen Geschäftsfeldern
Auch sonst locken Rationalisierungseffekte: "Blockchain-Transaktionen können viel schneller abgewickelt werden, als traditionelle Transfers", heißt es bei Roland Berger. Finanzdienstleister könnten etwa neues Geschäft in Bereichen wie der Handelsfinanzierung oder in der Versicherung von Transportrisiken gewinnen: Im Überseehandel brauchen bisher sowohl die verschiffende Seite als auch der Empfänger sämtliche Zahlungs-Abkommen und Transportdokumente im Original. In Zukunft könnten diese in der Blockchain abgespeichert werden, wo sie unabänderlich, mit Zeitstempel versehen, für alle Beteiligten verfolgbar und einfach zugänglich sowie kostengünstig verfügbar sind. "Zahlungen können so rascher ausgelöst und die Ladungen früher geliefert werden", heißt es. Auch die Abwicklung von Versicherungen könne auf diesem Weg vereinfacht werden.

Die Technologie ist bei Finanzdienstleistern noch im Versuchsstadium, wenngleich markt-taugliche Applikationen bereits verfügbar sind. Immerhin hat sich mit JPMorgan Chase mittlerweile ein großer Marktteilnehmer am Finanzsektor des Themas angenommen. Das Haus arbeitet an einem eigenen Blockchain-Service namens "Quorum“ über die Plattform Ethereum. Ethereum ist ein Blockchainsystem für Smart Contracts  – das bedeutet: Computer wickeln Verträge selbsttätig ab.

Mit oder ohne Bank
Über Blockchain könnten Geldtransferleistungen zum Beispiel ohne Intermediär (Bank) abgewickelt werden. Dennoch könnte die zur Verfügung Stellung einer entsprechenden Infrastruktur eine Möglichkeit für Banken sein, Kunden zu binden. Beziehungsweise würden laut Roland Berger Banken vom Einsatz der Blockchain ganz unmittelbar profitieren durch geringere Betrugsraten und eine schnellere Abwicklung.

An der US-Technologiebörse Nasdaq wird Blockchain bereits zur Abwicklung von außerbörslichen OTC-Geschäften eingesetzt. Nach einem Jahr im Praxistest wird das Tool namens Linq positiv beurteilt: Unübersichtlichkeiten und Papierkram sei weggefallen, heißt es dort. (eml)