Angesichts der zunehmenden Zollsorgen, die auf US-Aktien lasten, rät der als "Bond-König" bekannt gewordene US-Investor Bill Gross potenziellen Schnäppchenjägern dringend, an der Seitenlinie zu bleiben. Der Mitbegründer und ehemalige Chief Investment Officer von Pimco hält den Ausverkauf, der den S&P-500-Index am vergangenen Freitag um fast sechs Prozent nach unten gezogen hat, für ein "tiefgreifendes Marktereignis", für das keine Lösung in Sicht sei, wie "Bloomberg" berichtet.

"Anleger sollten nicht versuchen, ein fallendes Messer aufzufangen", zitiert die Nachrichtenagentur aus einer E-Mail von Gross. Die aktuelle Entwicklung sei ein episches Wirtschafts- und Marktereignis, ähnlich der Aufhebung des Goldstandards im Jahr 1971, nur mit sofortigen negativen Folgen.

US-Präsident Donald Trump hatte am vergangenen Mittwoch (2.4.) weitreichende Zollmaßnahmen angekündigt, die Exporteure in die USA mit mindestens zehn Prozent, manche Länder sogar mit mehr als 30 Prozent belasten sollen. Die Folge waren massive Kursverluste an den Aktienmärkten in den Folgetagen, die Rendite von zehnjährigen US-Staatsanleihen fiel unter die vielbeachtete Marke von vier Prozent.

"Trump ist zu sehr Macho"
Viele Ökonomen gehen davon aus, dass die Zollmaßnahmen nicht nur zu höheren Preisen und einem geringeren Wirtschaftswachstum führen werden, eine zunehmende Zahl von Marktbeobachtern rechnet inzwischen mit einer handfesten Rezession. Zumal mit einem Rückzieher der US-Regierung vorerst nicht zu rechnen sei, so Bill Gross in seiner E-Mail: "Trump kann in nächster Zeit keinen Rückzieher machen, dafür ist er zu sehr Macho."

Aktuell sieht Gross nur bei wenigen inländischen Aktientiteln Chancen, Werte wie AT&T und Verizon Communications würden in einer Welt fallender Zinsen relativ sichere Dividenden bieten. "Aber selbst bei diesen sollte man vorsichtig sein", so Gross, "da sie sich bereits dem 'überkauften' Bereich nähern". (hh/Bloomberg)