Berenberg: Steht der Börse ein "völlig neues Narrativ" bevor?
Noch ist ein möglicher Waffenstillstand in der Ukraine kein Hauptthema an den Finanzmärkten. Das könnte sich in den nächsten Wochen ändern, meinen die Berenberg-Experten. Sollte eine diplomatische Lösung an Fahrt gewinnen, könnten die Reaktionen der Kapitalmärkte entsprechend deutlich ausfallen.
Themen wie künstliche Intelligenz, Handelskriege und Zölle haben zuletzt die Kapitalmärkte bewegt. Eine andere potenziell ebenso marktbewegende Entwicklung sei weitgehend unbeachtet geblieben, schreiben die Kapitalmarktexperten von Berenberg in einer aktuellen Analyse: ein möglicher Waffenstillstand in der Ukraine. Bisher gebe es kaum Anzeichen dafür, dass Investoren die wirtschaftlichen und finanziellen Folgen eines solchen Szenarios adäquat einpreisen würden.
"Die Auswirkungen eines möglichen Waffenstillstands in der Ukraine werden an den Finanzmärkten unterschätzt", meint Berenberg-Chefanlagestratege Bernd Meyer. Nun aber stünden richtungsweisende Termine auf der politischen Agenda, die dies ändern könnten. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz, die vom 14. bis zum 16. Februar stattfindet, wird die US-Regierung laut "Bloomberg" einen Plan präsentieren, der ein Einfrieren des Konflikts, Sicherheitsgarantien für die Ukraine und potenzielle Wahlen nach einem Waffenstillstand umfassen könnte. Hinzu kommen die Bundestagswahlen am 23. Februar: Deutschland gehöre zu den größten Unterstützern der Ukraine, nach der Wahl könnte die europäische Seite schneller zu einer Verhandlungslösung kommen, schreiben die Berenberg-Experten.
"Marktteilnehmer sollten sich vorbereiten"
"Neue Vorschläge der US-Regierung oder die Bundestagswahl in Deutschland könnten politische Impulse setzen, mit denen eine diplomatische Lösung in der Ukraine an Fahrt gewinnen könnte", erläutert Mayer. "Die Marktreaktionen hierauf dürften deutlich ausfallen. Marktteilnehmer sollten sich also auf dieses Szenario vorbereiten."
Ulrich Urbahn, Leiter Multi Asset Strategy & Research bei Berenberg, ergänzt: "Künstliche Intelligenz, der Blick in die USA sowie Handelskonflikte haben zuletzt die Wahrnehmung der globalen Anleger geprägt. Mit einem potenziellen Waffenstillstand in der Ukraine könnte sich bald ein neues Narrativ durchsetzen." Sowohl politisch als auch wirtschaftlich hätte eine Verhandlungslösung am grünen Tisch weitreichende Konsequenzen für die geopolitischen Rahmenbedingungen in der Welt, so Urbahn: "Für Anleger könnten sich insbesondere in Europa Chancen ergeben."
Welche Auswirkungen ein möglicher Waffenstillstand nach Einschätzung der Berenberg-Strategen auf die Märkte haben könnte, sehen Sie in der Bilderstrecke oben – einfach durchklicken! (fp)