"Wenn alles gut geht, könnte 2025 ein recht erfolgreiches Jahr werden",  so Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Bank Berenberg, bei der Vorstellung des Jahresausblicks. Vieles spreche dafür, dass sich das solide Wachstum der US-Wirtschaft fortsetzt und dass sich auch die europäische Konjunktur erholt. Allerdings sei das Spektrum an möglichen Marktergebnissen breit und könnte maßgeblich von politischen und geopolitischen Unwägbarkeiten beeinträchtigt werden.

Konjunktureller Rückenwind hält an
Die Kräfte, die 2024 zu einer starken US-Konjunktur und auch guter Aktien-Performance beigetragen haben, wirken dieses Jahr weiter: Dazu zählt Schmieding etwa die Zinssenkungen in den USA und Europa, die Konjunkturprogramme vor allem in den USA und China sowie die Widerstandskraft des privaten Sektors in den USA. Von der künftigen US-Wirtschaftspolitik – den "Trumponomics" – erwartet Schmieding zumindest kurzfristig eher positive Impulse für die US-Wirtschaft, insbesondere aufgrund des fortgesetzten Stimulus mit hohen Staatsausgaben und Steuersenkungen sowie Deregulierung. "Das US-Wachstum und auch die US-Inflation dürften 2025 höher ausfallen, als die Märkte derzeit erwarten", so Schmieding.

Doch Trumps wirtschaftspolitische Agenda birgt auch unmittelbare Risiken: So könnte der erwartete Zollschock die Inflation antreiben. In der Folge könnte sich die US-Notenbank gezwungen sehen, ihren Zinssenkungszyklus vorzeitig zu beenden und einen deutlich restriktiveren geldpolitischen Kurs einzuschlagen. Vor allem mittelfristig sieht Schmieding die Aussichten für die USA aber skeptisch. Eine restriktivere Zuwanderungspolitik und mehr Zölle könnten zur Belastung werden. Schmieding: "Ab 2027 dürften die Folgen der Trumponomics zunehmend wie ein konjunktureller Bremsklotz wirken."

US-Small-Caps könnten wieder aufholen
Vorerst wird die Börse seiner Meinung nach aber die starken Konjunkturzahlen und die Deregulierung mit weiteren Kursgewinnen honorieren. Auch Trump selbst und seinen wichtigsten Beratern liegt nach Meinung von Schmieding durchaus an hohen Aktienkursen. Gerade vor dem Hintergrund der ambitionierten Bewertungen an den US-Börsen dürften sie daher darauf bedacht sein, die Finanzmärkte bei Laune zu halten. Deutlich aufgehellt hat sich auch die Stimmung bei den kleineren und mittelständischen US-Firmen. Hier besteht laut Schmieding Hoffnung, dass deren Aktien mit der Unterstützung durch niedrige Zinsen und solide Binnennachfrage ihre jahrelange Schwächephase endlich überwinden können. (jh)