Asset Manager: Rendite deutscher Bundesanleihen ungerechtfertigt hoch
Dass die Rendite der US-Staatsanleihen seit Donald Trumps Wiederwahl gestiegen ist, scheint plausibel, fürchten Investoren doch einen deutlichen Anstieg von Schulden und Inflation. Auf Deutschland lässt sich dieses Szenario jedoch nicht übertragen, meint der US-Vermögensverwalter Nuveen.
Die aktuellen Renditeaufschläge deutscher Staatsanleihen sind dem Vermögensverwalter Nuveen zufolge überzogen. Nuveen nennt für den jüngsten Renditeanstieg – respektive im Umkehrschluss die Kursrückgänge – zwei Hauptursachen: den Anstieg der Zinsen in den USA und die politischen Entwicklungen in Deutschland. Beides rechtfertige die aktuelle Bewertung deutscher Staatsanleihen aber nicht.
"Der Anstieg der US-Zinsen seit September hat die Renditen der wichtigsten Staatsanleihen der Industrieländer in die Höhe getrieben", sagt Laura Cooper, globale Anlagestrategin des US-Asset-Managers. "In Europa scheinen diese Aufwärtsbewegungen jedoch weniger gerechtfertigt zu sein."
"Eine Lockerung der Finanzpolitik vor 2026 ist unwahrscheinlich"
Ähnlich skeptisch ist die Expertin mit Blick auf die politischen Entwicklungen in Deutschland als Treiber. Das Land sehe sich mit zyklischen und strukturellen Herausforderungen konfrontiert. "Die Stimmung bleibt aufgrund der hohen Energiekosten und geopolitischen Spannungen gedrückt", sagt Cooper. "Das Risiko von US-Zöllen könnte das Vertrauen weiter beeinträchtigen und den Bedarf an fiskalischer Unterstützung erhöhen, um das Wachstum in Europas größter Volkswirtschaft anzukurbeln."
Anleiheinvestoren hätten nach dem Zusammenbruch der Regierungskoalition in Deutschland Anfang November begonnen, den Spielraum für fiskalische Anreize einzupreisen. Doch Cooper gibt zu bedenken: "Eine neue Regierung könnte zwar zu einer stabileren Koalition führen und den Weg für fiskalische Flexibilität ebnen. Doch sind wesentliche Änderungen angesichts der Wahrscheinlichkeit langwieriger Verhandlungen frühestens Mitte 2025 zu erwarten, wobei eine Lockerung der Finanzpolitik vor 2026 unwahrscheinlich ist." Zudem könnte es politischen Widerstand gegen eine Reform der deutschen Schuldenbremse geben. "Unserer Ansicht nach erscheint die zusätzliche Rendite, die deutsche Staatsanleihen aufgrund der politischen Entwicklungen bieten, überzogen", so das Fazit der Expertin. (fp)