Ariel Bezalel: "Beste Einstiegsgelegenheit seit 20 Jahren"
Die derzeitige Gemengelage an den Finanzmärkten hat dafür gesorgt, dass Investoren gerade bei Staatsanleihen ein extrem attraktives Chance-Risiko-Verhältnis vorfinden, meint Jupiter-Starfondsmanager Ariel Bezalel.
"Im laufenden Jahr wird nicht mehr die Inflation, sondern das schwache Wirtschaftswachstum das Problem werden", erklärte Ariel Bezalel von Jupiter Asset Management, der den rund 6,6 Milliarden Euro schweren, vielfach ausgezeichneten Rentenfonds Jupiter Dynamic Bond managt, anlässlich eines Marktausblicks vor professionellen Marktteilnehmern in Wien.
Vor dem Hintergrund einer extrem restriktiven Zins- und Geldpolitik in den USA, der Eurozone und Großbritannien steigen laut Bezalel die systemischen Risiken: Höhere Zinsen sorgen nicht nur für hohen Abschreibungsbedarf bei vielen Vermögenswerten, sondern zeitgleich für einen hohen Abfluss von zu niedrig verzinsten Bankguthaben in Richtung höher verzinster Geldmarktpapiere respektive Geldmarktfonds. Die dadurch auf beiden Seiten der Bilanz unter Druck kommenden Regionalbanken in den USA müssen darauf mit einer Verknappung der Darlehensvergabe reagieren. "Wir erwarten strengere Kreditvergaben, die bei einer bereits schwachen Wirtschaft zu einer harten Landung führen", warnte Bezalel. Diese Kreditverknappung werde sowohl kleinere und mittlere Unternehmen als auch die Konsumenten, die für rund 70 Prozent des US-BIPs verantwortlich sind, hart treffen.
Viele Risiken
Darüber hinaus drohen nicht nur am Markt für US-Gewerbeimmobilien Probleme, sondern auch bei US-Eigenheimen: Derzeit ist laut Bezalel ein Rekordniveau an US-Eigenheimen im Bau, die auf absehbare Zeit fertiggestellt und zum Teil auf den Markt kommen werden – insbesondere dann, wenn sich die Hauseigentümer die nunmehr wesentlich höheren Hypothekenzinsen nicht mehr leisten können. Problematisch ist jedoch, dass der potenziellen Käuferseite gleichzeitig ebenfalls die finanzielle Luft ausgeht.
Die USA stehen mit diesem drohenden Problem aber nicht alleine da: Bereits (stark) fallende Immobilienpreise verzeichnen Länder wie Großbritannien (-3,1 %), Australien (-8,7 %), Schweden (-12,7 %) und Neuseeland (-13,9 %; alle Daten per Ende März 2023).
Ein weiteres Warnsignal, das viele Investoren vielleicht übersehen, kommt vom US-Arbeitsmarkt: Obwohl dieser auf den ersten Blick noch immer relativ stark ist, geht das Wachstum beim Teilaggregat jener Beschäftigten, die nur als temporäre Arbeitskräfte angestellt werden, seit Kurzem stark zurück.
Inflation wird gebrochen
Positiv ist an diesen Entwicklungen, dass dadurch über eine sinkende Nachfrage die Inflation sinken sollte. Das sieht man bereits an stark fallenden Containerkosten oder vielfach sinkenden Rohstoffpreisen.
Steigende Unsicherheiten auf vielen Ebenen in Verbindung mit sinkenden Inflationsraten und dadurch ausgelösten Zinssenkungsfantasien spielen den mittlerweile wieder attraktiv bewerteten Staatsanleihen in die Hände. Bezalel ortet diesbezüglich die beste Einstiegsgelegenheit in den vergangenen 20 Jahren.
US-Treasuries kaufenswert
Von einem breiten Einstieg über Indexprodukte rät Bezalel als aktiver Fondsmanager ab und empfiehlt einen selektiven Ansatz. Derzeit erachtet er vor allem Staatsanleihen der USA, von Australien und von Südkorea als attraktiv bewertet.
In seinem Rentenfonds Jupiter Dynamic Bond, der weltweit die attraktivsten Gelegenheiten im Bereich Anleihen und Credits wahrnehmen soll, hat Bezalel jedenfalls zuletzt sein bestehendes Exposure in Government Bonds nochmals leicht erhöht, bei Unternehmensanleihen wird er vorsichtiger.
Der Jupiter Dynamic Bond bot per Ende des ersten Quartals eine Yield to Maturity von rund 6,6 Prozent, eine effektive Duration von 7,35 Jahren und – aufgrund einer traditionell hohen Gewichtung von High-Yield-Bonds – ein Durchschnittsrating von "BBB".
Dergestalt positioniert, hofft Bezalel mit seinem Fonds im Falle einer starken Rally am Rentenmarkt allein in diesem Jahr eine Performance im zweistelligen Prozentbereich für seine Anleger erzielen zu können. Im ersten Quartal performte der Fonds bereits mit 3,3 Prozent, während die entsprechende Morningstar-Peergroup nur 1,1 Prozent lieferte. (aa)