Anleihen- vs. Dividendenrendite: Warum der Vergleich hinkt
Mitunter vergleichen Marktbeobachter die Dividendenrenditen von Aktien mit der Renditeentwicklung von Anleihen. Doch die Investmentstrategen der DWS warnen vor voreiligen Schlüssen. Investitionsentscheidungen würden sich meist erst im Nachhinein als falsch oder richtig erweisen.
Auf den ersten Blick scheinen die Renditen von soliden Euro-Unternehmensanleihen im Vergleich zur Dividendenrendite des Eurostoxx 50 attraktiv. Dies zeigt jedenfalls der Blick auf einen Chart, der die beiden Entwicklungen darstellt (siehe unten). Doch so ein Vergleich hinkt, warnen die Analysten der Fondsgesellschaft DWS. "In dem Chart werden Äpfel und Birnen miteinander verglichen", erläutern die Experten.
"Gewisser Inflationsschutz"
Anleihen hätten in der Regel eine feste Laufzeit, sodass sich Anleger nur um das Ausfallrisiko bis zur Fälligkeit kümmern müssen. "Außerdem bieten Anleihen in der Regel feste Nominalzahlungen", betonten die Investmentstrategen. "Wie viel an Gütern und Dienstleistungen man sich damit dann dereinst kaufen kann, hängt von der Entwicklung des allgemeinen Preisniveaus ab."
Zum Vergrößern auf die Lupe unten rechts klicken! – Quelle: DWS
Im Gegensatz dazu seien Dividenden Einnahmen, die ein Unternehmen real erwirtschafte. "Daher bieten Aktien normalerweise auch einen gewissen Inflationsschutz", erläutern die Experten. "Wenn Löhne und andere Inputkosten steigen, steigen auch die Preise."
"Notorisch schwierig"
Zwar stehen die Investmentstrategen Unternehmensanleihen der Eurozone "recht positiv" gegenüber, wie es die Autoren der Deutsche-Bank-Tochter formulieren. Die Inflation könnte nahe ihrem Höhepunkt angelangt sein und die Rezession sollte wahrscheinlich relativ mild ausfallen, was die Ausfallrisiken begrenze. "Allerdings ist die Beurteilung solcher Risiken notorisch schwierig – wie Käufer von Schuldtiteln, einschließlich Tranchen von Subprime-Hypotheken mit Investment-Grade-Rating, während der Finanzkrise herausfanden", fahren die Experten fort.
Darüber hinaus könnten gute Zeiten dazu führen, dass Manager zu viele Risiken eingehen, deren Kosten teilweise erst während der nächsten Pleitewelle offensichtlich werden. "Wenn überhaupt sollten Charts, die auf Parallelen zu den Jahren vor der Finanzkrise hindeuten, Anleihen- und Aktienanleger gleichermaßen zum Nachdenken bringen", führen die Analysten aus.
Risiken gesehen
"Es könnte zum Beispiel darauf hindeuten, dass Anleihenanleger Risiken sehen, denen ihre Aktienkollegen immer noch ein wenig zu gleichgültig gegenüberstehen." Im Guten wie im Schlechten seien richtige Investitionsentscheidungen selten so offensichtlich, wie es im Nachhinein aussehen möge, schließen die Autoren. (ert)