Anlagestratege: Warum die US-Notenbank bereit für die Zinswende ist
Schwächere Arbeitsmarktdaten und nachlassende Teuerung eröffnen der US-Notenbank den Weg zur ersten Zinssenkung, sagt Fidelity-Experte Carsten Roemheld. Doch diese dürfte nicht so hoch ausfallen, wie es sich manche Anleger wünschen.
Zumindest für die US-Notenbank Fed hat die jüngste Abkühlung am US-Arbeitsmarkt auch ihr Gutes. Denn damit hat sich die Inflationslage in den USA und letztlich die Ausgangslage der Geldpolitik verändert, erklärt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International. Er hält die Zeit für die erste US-Zinssenkung für gekommen.
Fed kann sich dem Wachstumsziel zuwenden
"Nach dem vierten Rückgang in Folge liegt die Teuerungsrate nun bei 2,9 Prozent – dem niedrigsten Wert seit März 2021", so Roemheld. Der Zielwert der Federal Reserve rückt damit in greifbare Nähe, was eine Zinssenkung für den Strategen wahrscheinlicher macht. Spätestens mit den jüngsten Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten sei der Boden für eine Zinswende bereitet, so Roemheld.
Im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank (EZB) verfolgt die Federal Reserve das Doppelmandat, einerseits die Preissteigerungen stabil zu halten und andererseits Vollbeschäftigung anzustreben. Die Herausforderung besteht für Roemheld darin, eine Balance zu finden, damit sich diese Ziele nicht gegenseitig gefährden. "Bisher hat sich die Fed auf die Eindämmung der Inflation konzentriert, indem sie die Zinsen im Rekordtempo angehoben hat", so der Investmentstratege. Dies hätte die US-Wirtschaft unter normalen Umständen längst in eine Rezession führen können, doch stattdessen sei eine kontrollierte Verlangsamung des Wachstums und eine allmähliche Abkühlung des heiß gelaufenen Arbeitsmarkts im Gange. Gleichzeitig gehen die Inflationsraten schrittweise zurück.
Zum Auftakt wohl nur ein kleiner Zinsschritt
"Damit ist der Plan der Fed aus heutiger Sicht aufgegangen", sagt Roemheld. Die Folge: Die Notenbank könne sich nun auf den zweiten Teil ihres Mandats konzentrieren und die Konjunktur durch Zinssenkungen stabilisieren. Der erste Zinsschritt könnte nach seiner Einschätzung allerdings geringer ausfallen als von vielen erwartet, da zum einen die Kerninflationsrate noch nicht im gewünschten Bereich liegt und zum anderen die jüngsten Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe positiver als erwartet ausgefallen sind. (jh)