Anlagechefin: Nicht voll ins Risiko gehen
Die US-Börsen haben nach Donald Trumps Wahlsieg nochmals deutlich zugelegt. Karin Kunrath, CIO bei Raiffeisen Capital Management, zieht aber eine neutrale Positionierung vor. Besonders vorsichtig ist sie aktuell bei Emerging-Markets-Aktien.
Eine Börsenweisheit besagt sinngemäß, dass Aktienkurse in gefestigten Bullenmärkten trotz negativer Nachrichten und diverser Risikofaktoren steigen. Die Börsen klettern also entlang einer Mauer der Ängste und Sorgen – der "Wall of Worry". Das Jahr 2024 dürfte nach Meinung von Karin Kunrath, Investmentchefin von Raiffeisen Capital Management in Wien, schon jetzt als ein Beispiel für dieses Phänomen gelten. Sie bleibt aber eher vorsichtig in ihrer Positionierung.
US-Unternehmensgewinne und Aktienkurse überraschend stark
Superwahljahr, geopolitische Krisenherde oder Rezessionsgefahr, um nur einige Schlagworte zu nennen, hätten laut Kunrath allesamt das Potenzial gehabt, das Geschehen am Kapitalmarkt in diesem Jahr beträchtlich negativ zu beeinflussen oder zumindest für temporär stark erhöhte Volatilität zu sorgen. "Doch trotz all dieser potenziellen Gefahrenquellen ist 2024 ein bislang außerordentlich gutes Kapitalmarktjahr, insbesondere für riskante Assetklassen", so Kunrath. Die Gründe dafür liegen ihrer Meinung nach wohl zum einen in der sehr positiven Entwicklung bei den US-Unternehmensgewinnen und zum anderen darin, dass auch das US-Wirtschaftswachstum bis dato stets positiv überrascht hat.
Doch so ganz will sie nicht in die Euphorie einstimmen. Bei Aktien aus den USA und Europa bleibt sie vorsichtig mit einer neutralen Gewichtung: "Das weiterhin gute Gewinnwachstum sorgte in den letzten Monaten für Unterstützung", so Kunrath. Zuletzt hatte auch der Sieg von Donald Trump insbesondere den US-Aktienmarkt beflügelt. "Unsere Indikatoren zeigen aktuell dennoch ein sehr uneinheitliches Bild", sagt die Chefanlegerin.
Achtsam sein in den Emerging Markets
Bei Emerging-Markets-Aktien macht sie derzeit ein besonders großes Fragezeichen: Insbesondere Unternehmen, die im verarbeitenden Gewerbe beheimatet sind, könnten nach ihrer Meinung von einer erneuten protektionistischen US-Handelspolitik schwer betroffen sein. "Daher wird es umso wichtiger, in den nächsten Wochen zu sehen, wie sich die Aussagen Trumps nach seiner Wahl konkretisieren werden", so Kunrath. (jh)