Anlagechef: Trügerische Ruhe an den Märkten
Die aktuelle Phase der Entspannung könnte schon früher zu Ende gehen, als viele Anleger glauben. Mark Dowding, Zinsanlagechef bei RBC Bluebay AM, rät deshalb zur Vorsicht.
Die Märkte wirken ruhig – doch hinter den Kulissen brodelt es. Trumps Handelspolitik, Haushaltsrisiken und geopolitische Spannungen könnten nach Ansicht von Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC Bluebay Asset Management, schon bald neue Turbulenzen auslösen.
Es brodelt unter der Oberfläche
"Die jüngste Entwicklung an den Finanzmärkten deutet auf eine Phase relativer Ruhe hin", so Dowding, "zumindest auf den ersten Blick". Doch ein genauerer Blick auf die politischen und wirtschaftlichen Signale aus Washington deutet darauf hin, dass die aktuelle Entspannung trügerisch sein könnte und ein erneuter Rückgang der Risikobereitschaft bevorsteht.
Das Weiße Haus verfolge weiter einen konfrontativen Kurs – auch gegenüber Verbündeten – in der Hoffnung, so größere Zugeständnisse in Handelsgesprächen zu erzwingen. "Die Regierung glaubt, jetzt sei der richtige Zeitpunkt für einen wirtschaftspolitischen Reset", so Dowding. Denn sie sehe die USA in einer wirtschaftlich starken Position, China dagegen geschwächt.
Gleichzeitig zeigen sich aber strukturelle Schwächen in der US-Fiskalpolitik: "Das Haushaltsdefizit ist zu hoch für diese Phase des Konjunkturzyklus, und ein wirtschaftlicher Abschwung könnte es weiter in Richtung zweistelliger Prozentwerte treiben", so Dowding. In der Geldpolitik hält er schnelle Zinssenkungen für unwahrscheinlich, trotz anhaltendem politischen Druck.
Probleme bleiben ungelöst
Insgesamt bleibe die Lage angespannt: "Die Märkte zeigen sich derzeit optimistisch, doch viele Risiken – von einem verschärften Handelskonflikt bis hin zu fiskalischen Verwerfungen –sind ungelöst. Die nächsten Monate dürften zeigen, ob die aktuelle Stabilität trügerisch war." Es scheine daher sinnvoll, vorsichtiger zu agieren, Risiken abzusichern und sich auf mögliche erneute Marktturbulenzen einzustellen. (jh)