Die globalen Finanzmärkte profitieren derzeit von stark steigender Liquidität. Neben den USA trägt dazu auch China mit geldpolitischen Lockerungen und Stützungsmaßnahmen zur Stabilisierung der Konjunktur bei. Aktien- und Kreditmärkte zeigen sich daher weiter robust. Allerdings warnt Beat Thoma, Anlagechef bei Fisch Asset Management, vor den Risiken einer künstlich manipulierten Zinskurve und den tiefgreifenden Folgen für Inflation, Inflationserwartungen und langfristige Staatsanleiherenditen.

US-Politik drückt Renditen künstlich nach unten
"US-Treasury und Fed versuchen bereits seit einiger Zeit, die Renditen am langen Ende der Zinskurve nach unten zu drücken", so Thoma. Dazu würden sie eine Reihe von Maßnahmen ergreifen. Neben der verstärkten Emission von T-Bills – die aufgrund ihrer Geldähnlichkeit die Liquidität im Finanzsystem erhöhen – würden Staatsanleihen mit langer Laufzeit am Markt zurückgekauft, was den Preis steigen und damit die Renditen sinken lasse.

Zudem nehme die Politik zunehmend Einfluss auf die Fed und sogar auf das Amt für Arbeitsmarktstatistik mit dem Ziel, die Anleihenmärkte zu beeinflussen. Die geplante Lockerung der "Supplementary Leverage Ratio" soll dem US-Bankensystem zudem ermöglichen, noch mehr Staatsanleihen zu kaufen, sagt Thoma. "Diese Maßnahmen dienen nicht nur dem Ziel tieferer Renditen am langen Ende der Zinskurve, sondern erhöhen auch die Liquidität im Finanzsystem und treiben damit die Aktien- und Kreditmärkte bis auf Weiteres nach oben."

Auf Verkaufssignale achten
Dies dürfte mittelfristig auch den US-Dollar unter Druck bringen, was aber von der US-Regierung gewünscht und gefördert werde. "Diese amerikanische Geldmaschinerie wirkt auch auf die globalen Finanzmärkte – verstärkt dadurch, dass viele andere Zentralbanken ihre Geldpolitik ebenfalls lockern", sagt der Fisch-CIO. Allein China habe in den vergangenen Monaten umgerechnet mehr als 1500 Milliarden US-Dollar in sein Finanzsystem gepumpt. Thoma warnt: "Potenzielle Risiken werden von den Anlegern derzeit vollständig ignoriert und in den Hintergrund gedrängt. Insgesamt sitzen die globalen Finanzmärkte damit auf einem Pulverfass." 

Verkaufen sollten Anleger seiner Meinung nach aber erst, wenn – einzeln oder in Kombination – folgende Bedingungen eintreten: Der US-Dollar bricht nochmals um mindestens fünf bis acht Prozent ein, die zehnjährigen US-Staatsanleiherenditen steigen über 4,6 Prozent, die 30-jährigen Renditen auf japanische Staatsanleihen erreichen 3,5 Prozent, die globale Liquidität nimmt ab oder die Inflation zieht weiter deutlich an. Thoma: "Erst dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer langanhaltenden Korrektur an den globalen Aktienmärkten massiv." (jh)